Nollendorfplatz: Werden Chancen für den Umbau vertan?

Der Nollendorfplatz in der Anmutung der 20er-Jahre – nach seinem Umbau. | Foto: Gruppe Planwerk/Heinz Tibbe
  • Der Nollendorfplatz in der Anmutung der 20er-Jahre – nach seinem Umbau.
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Jeden Tag fahren hier zigtausend Autos kreuz und quer, darüber und darunter verkehrt die U-Bahn. Der „Nolli“ wird eher als riesige Straßenkreuzung denn als Platz wahrgenommen.

Aber es gibt eine Vision: Man nutzt die Gelegenheit, dass die BVG U-Bahnhof und Tunneldecken sanieren wollen, um den Platz umzugestalten und die Verkehrsflüsse neu zu ordnen.

2015 und 2016 hat das Stadtplanungsbüro „Gruppe Planwerk“ gemeinsam mit Verkehrsplanern der Ingenieurgesellschaft Hoffmann-Leichter eine sehr detailgenaue Studie zur Umstrukturierung des Nollendorfplatzes erstellt. Auftraggeber war das Bezirksamt. Vorausgegangen war 2013 der Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung für ein „Leitbild“ für den Platz; sein Kern: die Nord-Süd-Verbindung verschwindet.

Die Studie der Gruppe Planwerk sieht vor, den Platz in Anlehnung an seine einstige Figur aus dem Jahr 1927 umzugestalten. Früher, sagt Planwerk-Geschäftsführer Heinz Tibbe, war der Nollendorfplatz ein runder Platz mit Teich und Nickelmann-Brunnen. Die heutigen Flanken des U-Bahnhofs mit seiner kirchenartigen Kuppelhalle stammten vom schwedischen Architekten Alfred Grenander (1863-1931), einem Berliner U-Bahnhofsbaupionier. Den Nickelmann-Brunnen würde die Gruppe Planwerk „terrassieren“, um, nach Heinz Tibbes Worten, „das Müllloch zu beseitigen“. Das gehörte zum ersten Bauabschnitt – immer in direktem Zusammenhang mit der U-Bahnsanierung –, währenddessen das Zentrum des Platzes und der südwestliche Rand vor dem „Goya“ bis zur Maaßenstraße, heute ein Parkplatz, umgebaut würden. In einem zweiten Abschnitt dann die nördliche „Straßenschleife“.

Die BVG hat schon mitgeteilt, dass sie unter dem Hochbahnviadukt gern Kultur und Gastronomie unterbringen wolle. In der Senatsverkehrsverwaltung wird noch über Bebauung oder „Durchblick“ diskutiert. Der Radverkehr würde, von der Motzstraße auf den „Nolli“ gelenkt, den Platz frei queren. Dazu gäbe es zahlreiche Querungsmöglichkeiten für Fußgänger.

An der Führung der Hauptverkehrsachsen Bülow- und Kleistraße würde sich nichts ändern. Probleme, die Nord-Süd-Verbindung aufzuheben, sehen Heinz Tibbe und auch die meisten Bezirksverordneten nicht. Eine Anbindung von der Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße in Kleist- und Maaßenstraße bleibe bestehen. Zwar müsste sich rund die Hälfte der Verkehrsteilnehmer in der Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße andere Wege suchen, und Heinz Tibbe sieht eine leichte Mehrbelastung in der Kurfürstenstraße voraus, aber gleichzeitig würde die dortige Ladenzeile davon profitieren.

Soweit die Vision. Es war ein weiterer Antrag notwendig, um das Projekt voranzubringen. Einstimmig beschlossen die Mitglieder des Verkehrsausschusses auf Initiative der SPD, den „Umbau des Nollendorfplatzes endlich (zu) beginnen“. Bis November soll das Bezirksamt Ergebnisse seiner Bemühungen bei den zuständigen Stellen mitteilen.

Der Knackpunkt: Die Senatsverkehrsverwaltung will für die Aufhebung der Nord-Süd-Querung ein Planfeststellungsverfahren durchführen. Es ist noch nicht eingeleitet. Stadtplaner Heinz Tibbe warnt, dadurch die Chance für einen zügigen Umbau zu vertändeln. „Jeder verlorene Tag macht die Projektumsetzung schwieriger.“

Im Ausschuss beschwichtigte Peter Rimmler, der verkehrspolitische Sprecher der CDU: Ein solches Verfahren könne gut im Rahmen der gesamten Baumaßnahme erfolgen. Verkehrsstadträtin Christiane Heiß (Grüne) gab zu bedenken: Wichtigster Taktgeber sei die BVG mit ihrer Tunneldeckensanierung. 2019 soll damit begonnen werden. Vorgesehen seien sieben Bauabschnitte, für Hochbahn und U4. Bis dahin werde die Senatsverkehrsverwaltung schon die „verkehrliche Machbarkeit“ der Planwerk-Studie klären.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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