Polen will die Diana zurück
Über eine Kopie der Raubkunst wird nachgedacht
Die Jagdgöttin Diana bewacht seit 1963 den Wröhmännerpark. Die Bronzefigur ist eine Kopie der Original-Diana des Bildhauers Reinhard Felderhoff. Jetzt wollen die Polen die Replik zurück, denn sie gilt als Raubkunst.
Die römische Göttin der Jagd thront auf einem Sockel. Nur mit hochgebundenen Sandalen bekleidet, legt sich Diana gerade den Köcher an. Die grazile Bronzefigur im Wröhmännerpark ist allerdings nur eine Nachbildung. Das Original der Jagdgöttin ist im Kolonnadenhof zwischen dem Neuem Museum und der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel zu bewundern. Angefertigt hat die Figur der Bildhauer Reinhold Felderhoff. 1898 wurde sie erstmals auf der Großen Berliner Kunstausstellung als kleinere Statuette ausgestellt, zwei Jahre später war sie auch auf der Pariser Weltausstellung zu sehen. Erst 1910 wurde dann die größere Plastik aus Bronze nachgegossen und von der Berliner Nationalgalerie angekauft.
Die Replik im Wröhmännerpark stand nicht immer dort. 1927 schmückte sie den Kleinen Lustgarten in Elbing. Das heutige Elbląg in Polen ist die Geburtsstadt von Reinhold Felderhoff. Unter bisher nicht geklärten Umständen gelangte die Statue in den Besitz von Hermann Göring, der sie in seinem Anwesen Carinhall aufstellen ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Großbronze zunächst auf der Zitadelle Spandau verwahrt, bevor sie 1963 in den Wröhmännerpark kam.
Die gestohlene Diana wollen die Polen jetzt zurück. Der Stadtpräsident von Elbląg hat sich mit einem Rückholersuchen an das Bezirksamt gewandt hat, bestätigte Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU). Damit die Diana Spandau aber nicht für immer den Rücken kehrt, soll die Replik erneut kopiert und mit einer Erklärungstafel zu ihrer Geschichte als Raubkunstobjekt wieder einen Platz im Wröhmännerpark finden. Ob das geht, muss das Bezirksamt prüfen, fordern Grüne und Linke in einem gemeinsamen Antrag. Wobei auch die Frage der Finanzierung, zum Beispiel aus Erinnerungsprogrammen, zu klären sei.
Genehmigen muss diese Replik allerdings der Bund, dem die Raubkunst gehört. „Wir haben die Bronzefigur nur als Leihgabe“, informierte Gerhard Hanke. Bezahlen müsste der Bezirk die Replik trotzdem. Der Stadtrat schätzt die Kosten auf etwa 100 000 Euro. In der Juni-BVV überwiesen die Bezirksverordneten den Prüfantrag zur Beratung in den Haushaltsausschuss und in den Kulturausschuss. Dort steht er nach der Sommerpause Mitte August auf der Tagesordnung.
Die Sorge einiger Bezirksverordneter, zwischenzeitlich könnte ein Laster vorfahren und die Statue Richtung Polen mitnehmen, teilte der Stadtrat nicht: „Bis August ist ganz sicher noch nichts entschieden.“ Und wenn’s doch anders kommt? „Dann ketten Sie sich eben an die Diana“, zwinkerte Janine Schneider von der CDU-Fraktion. Ob dem wohl Hankes Frau zustimmt? Der Stadtrat war sich da nicht ganz sicher.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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