Ideen zur Präsentation zeigt eine Ausstellung
Die toxischen Thorak-Pferd kommen im Juni auf die Zitadelle

Ideen, wie die "Schreitenden Pferde“ von Josef Thorak (1889-1952) auf der Zitadelle präsentiert werden sollen, sind derzeit in einer Ausstellung in der Bastion Kronprinz zu sehen.  | Foto:  Thomas Frey
  • Ideen, wie die "Schreitenden Pferde“ von Josef Thorak (1889-1952) auf der Zitadelle präsentiert werden sollen, sind derzeit in einer Ausstellung in der Bastion Kronprinz zu sehen.
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Die Zitadelle wird in einigen Wochen um ein weiteres Kunstwerk reicher sein. Um eines, das bereits vor seinem Eintreffen einige Aufmerksamkeit auf sich zog. Es handelt sich um die sogenannten "Thorak-Pferde". Eine Skulptur, die zwei überlebendsgroße "schreitende Pferde" darstellt. Gestaltet vom Bildhauer Josef Thorak (1889-1952).

Es ist weniger ihr künstlerischer Wert als der einstige Standort der Skulptur und ihre Geschichte, die heute besonders interessieren. Das Pferdeduo des österreichischen NS-Bildhauers Josef Thorak befand sich einst an der Gartenseite der Neuen Reichskanzlei Adolf Hitlers. Thorak gehörte zu den Lieblingskunstschaffenden des "Führers". Sein Name stand auch auf der sogenannten "Gottbegnadetenliste". Dort waren Kulturschaffende des "Dritten Reichs" verzeichnet, die vom Militär- und damit Kriegsdienst freigestellt wurden. Schauspieler, Schriftsteller, Musiker oder Bildende Künstler, in der Regel nicht unbedingt Regimegegner.

Die Thorak-Pferde sind deshalb in mehrfacher Hinsicht toxisch und gelangen jetzt in die Zitadelle, wo seit 2016 die Ausstellung "Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler", zu sehen ist, die sich mit problematischen Kunstwerken beschäftigt. Dazu zählen nicht nur NS-Kunstwerke, sondern unter anderem auch der Kopf des Begründers der Sowjetunion, Wladimir Iljitsch Lenin. Zu DDR-Zeiten stand das 19 Meter hohe Leninmonument auf dem Leninplatz (heute Platz der Vereinten Nationen) in Friedrichshain. Das Denkmal wurde 1991/92 abgerissen, der Kopf war rund zwei Jahrzehnte in Müggelheim vergraben.

Auch die Thorak-Pferde haben eine Odyssee hinter sich. Sie wurden 1943 zunächst nach Wriezen gebracht. Wahrscheinlich ab 1952 befanden sie sich in Eberswalde auf einem Sportplatz der sowjetischen Kaserne. 1989 gelangte die Skulptur zunächst nach Vehlefanz und später an einen Händler im Westen Deutschlands, der im Auftrag eines NS-Kunstsammlers unterwegs war. Danach galten die Rösser lange als verschollen. Sie tauchten erst 2013 in Form eines mehrere Millionen teuren Verkaufsangebotes im Kunsthandel wieder auf. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz sowie der Zoll beschlagnahmten die Pferde schließlich 2015 bei einer Razzia in Bad Dürkheim.

Dem Fund schloss sich ein jahrelanger Rechtsstreit mit dem damaligen Besitzer an. Er argumentierte, er habe das Kunstwerk rechtmäßig gekauft. Die Bundesrepublik Deutschland verwies wiederum auf ihre Eigentumsansprüche. Beendet wurde die Auseinandersetzung im Juli 2021 mit einer außergerichtlichen Einigung. Sie implizierte die Herausgabe der Pferde, andere NS-Kunst durfte der Mann aber anscheinend behalten.

Kurz nach diesem Vergleich wurde bekannt, dass die Zitadelle der künftige Standort werden soll. Unklar war aber bisher, wann sie dort ankommen. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung, Kultur und Schule nannte Kulturamtsleiter Rolf F. Hartmann dann den voraussichtlichen Termin im Juni. Die Pferde werden aber nicht sofort zu sehen sein, weil sie für die bisherige Ausstellungsfläche zu groß sind. Aus diesem Grund wird in der Bastion Königin ein zweiter Schwerpunkt der "Enthüllt"-Schau eingerichtet. Für den Ausbau gibt es auch Bundesmittel aus dem Etat der Kulturstaatsministerin

Die Skulptur und ihre Geschichte sollen zudem durch Erklärungen eingeordnet und ein Bezug zu vorhandenen Exponaten hergestellt werden. Das fertige Konzept wird wahrscheinlich in einigen Monaten vorliegen und danach die Pferde präsentiert werden.

Bereits jetzt gibt es Ideen, wie mit dem schwierigen Kunstwerk umgegangen werden soll. In Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Spandau haben sich Studentinnen und Studenten des Masterstudiengangs "Bühnenbild_Szenischer Raum" der Technischen Universität Berlin dazu Gedanken gemacht.

Sie werden unter dem Titel "fünf plus x" anhand von Modellen und einer Video-Dokumentation noch bis 19. Juni in der Bastion Kronprinz der Zitadelle gezeigt. Geöffnet ist Fr bis Mi, 10-17, Do 13-20 Uhr. Der Eintritt für die Zitadelle, inklusive aller Museen beträgt 4,50, ermäßigt 2,50 Euro.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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