Auf den Spuren jüdischen Lebens in Steglitz

Die Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz. Sie erinnert an hunderte ermordete jüdische Bürger, aber auch daran, dass hier einst ein Zentrum des jüdischen Lebens in Berlin war. | Foto: K. Rabe
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  • Die Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz. Sie erinnert an hunderte ermordete jüdische Bürger, aber auch daran, dass hier einst ein Zentrum des jüdischen Lebens in Berlin war.
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Der Hermann-Ehlers-Platz gegenüber dem Rathaus Steglitz ist so etwas wie das Zentrum des Ortsteils Steglitz. Dass sich ganz in der Nähe einst auch ein Zentrum jüdischen Lebens in Berlin befand, wissen nur wenige. Im Hinterhof der Düppelstraße 41 steht eine der Synagogen, von denen es in Berlin einmal sehr viele gab.

Stifter der Synagoge Steglitz war Moses Wolfenstein. Der jüdische Kaufmann (1838-1907) erwirbt 1871 ein Grundstück in der Bergstraße 22, heute Düppelstraße 41. Ein Jahr später erhält Wolfenstein die Baugenehmigung für ein zweigeschossiges Wohnhaus. Im Erdgeschoss richtet er ein Bekleidungsgeschäft ein.

Mitte des 19. Jahrhunderts siedeln sich in Steglitz weitere jüdische Familien an. 1878 wird der Religiöse Verein jüdischer Glaubensgenossen zu Steglitz von 14 Familien gegründet. Den Vorsitz hat Moses Wolfenstein.

Zunächst trifft sich der Verein in verschiedenen Räumlichkeiten. Unter anderem finden Gottesdienste und andere Zusammenkünfte im Schlosspark-Restaurant und später in einem Gebäude der Albrechtstraße 111 statt. 1897 lässt Wolfenstein einen ehemaligen Stall auf seinem Grundstück zu einer kleinen Synagoge ausbauen. Hier hält die Gemeinde ihre Gottesdienste nach dem konservativen Ritus ab. Als am 8. April 1907 Wolfenstein stirbt, übernimmt der Psychiater James Fraenkel den Vorsitz der Gemeinde. Zu dieser Zeit leben rund 700 Juden in Steglitz. Anfang der 1930er-Jahre gehören der Gemeinde schon 4000 Mitglieder an.

In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wird die Synagoge von SA- und SS-Leuten verwüstet und geschändet. Wegen seiner Lage in einem dicht bebauten Areal und der Nachbarschaft zu einer Tischlerei wird das Gebäude jedoch nicht angezündet. Auch bei einem Bombenangriff im Jahr 1943 wird es nur leicht beschädigt. Das Geschäftshaus im vorderen Teil des Grundstücks aber wird zerstört.

Als Synagoge wird das Gebäude nicht mehr genutzt. Nur noch ein Fries mit zwei Löwen an beiden Seiten und eine Tafel in hebräischer Sprache mit den zehn Geboten erinnern an die einstige Funktion.

Ende der 80er-Jahre sollte die ehemalige Synagoge abgerissen werden, weil an dieser Stelle eine Ladenpassage geplant war. Aber der in dieser Zeit gegründete Verein zur Erhaltung der ehemaligen Synagoge Steglitz und zur Förderung interkultureller Begegnungen kämpfte um den Erhalt und protestierte gegen die Pläne. Die Initiative Haus Wolfenstein erreichte 1989, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und Anfang der 90er-Jahre saniert wurde. Allerdings scheiterten die Pläne des Vereins, hier ein Zentrum für jüdische Kultur und eine internationale Begegnungsstätte einzurichten. Nach dem Neubau des Vorderhauses befindet sich die ehemalige Synagoge im Hinterhof – für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Heute erinnert nur noch die Spiegelwand an die Synagoge. Das Mahnmal wurde nach langer politischer Auseinandersetzung auf dem Hermann-Ehlers-Platz errichtet. Die neun Meter lange und 3,50 Meter hohe Wand entspricht genau der Länge des Synagogenbaus. Die Inschriften erinnern an die Geschichte der Synagoge und enthalten die Namen von 1758 deportierten jüdischen Bürgern aus Berlin.

Moses Wolfenstein zu Ehren wurde am 15. März 1966 ein Teil der Birkbuschstraße in Wolfensteindamm umbenannt. Das Gebäude der ehemaligen jüdischen Synagoge ist heute für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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