Über die wahre Kunst
Exponate aus der Sammlung Klewan im Gutshaus Steglitz zu sehen
„Die wahre Kunst ist immer da, wo man sie nicht erwartet“ – das erklärte Jean Dubuffet im Jahre 1949. Erst sieben Jahre zuvor hatte sich der erfolgreiche Weinhändler im Alter von 41 Jahren von seinem bürgerlichen Beruf verabschiedet, um aus einer antikulturellen Haltung heraus Kunst als „eine dilettantische Zerstreuung“ zu praktizieren.
In seinem künstlerischen Werk erkundete Dubuffet (1901-1985) zeitlebens Materialien, Techniken und Formen. Das führte dazu, dass seine Arbeiten durch immer neue Serien charakterisiert sind. Den roten Faden bildet die Landschaft. Sie kann Natur sein, aber auch Stadt, Gesicht, Körper oder Schauplatz. Neben der Malerei sind die Zeichnung und Grafik die Hauptmedien des Künstlers. Mittels der Lithografie zum Beispiel konnte er wilde Materialforschungen treiben.
Jean Dubuffet ist jetzt im Gutshaus Steglitz mit 25 Werken aus seinem 40 Jahre umfassenden künstlerischen Schaffen vertreten. In diesem Zeitraum erschloss er sich immer wieder neues Terrain. Den Kunstbegriff der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte er nicht nur als Künstler, sondern ebenso als Theoretiker und Sammler der von ihm so bezeichneten Art brut, „rohen Kunst“.
In der Ausstellung im Gutshaus sind zudem die Werke von fünf weiteren Künstlern zu entdecken. Unter anderem auch von Gaston Chaissac (1910-1964). Das Gesamtwerk des Künstler-Poeten überrascht durch die außerkünstlerischen Materialien, zu denen Bretter, bedruckte Tapeten und vieles andere an Gefundenem und Gebrauchtem zählen. Louis Soutter (1871-1942), Cousin des Architekten Le Corbusier, produzierte in der unfreiwilligen Heimisolation bis zu seinem Tod Tausende von Zeichnungen und später auch Malereien. Das Werk von Adolf Wölfli (1864-1930), interniert in der psychiatrischen Klinik Waldau bei Bern, wurde von Dubuffet als Weltentwurf gewürdigt. Eine umfassende kosmische Ordnung kreierte auch Margarethe Held (1894-1981) mit Bleistift, später mit Kohle und farbigen Pastellkreiden. Sie verstand sich als Medium wie auch die Engländerin Madge Gill (1882-1961), die auf Geheiß eines Geistwesens zarte Tuschzeichnungen anfertigte.
Die insgesamt 50 Exponate in der von Brigitte Hausmann kuratierten Ausstellung stammen aus der Sammlung Klewan. Zur Ausstellung ist ein Katalog im Deutschen Kunstverlag erschienen. Die Ausstellung „Die wahre Kunst ist immer da, wo man sie nicht erwartet. Dubuffet, Chaissac, Soutter, Wölfli, Gill, Held – Werke aus der Sammlung Klewan“ ist bis zum 25. Februar im Gutshaus Steglitz, Schloßstraße 48, zu sehen. Geöffnet ist montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Am 6. Februar ist die Ausstellung geschlossen.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf kultur-steglitz-zehlendorf.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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