Ein Stück Heimat
Das Griechische Kulturzentrum ist ein multikultureller Hotspot im Bezirk
Es ist Sonntag zur Mittagszeit. Der Saal im Griechischen Kulturzentrum ist voller junger und alter Menschen sowie Familien mit Kindern, die ihre Wurzeln in Griechenland haben. Aber auch für Deutsche und Menschen anderer Herkunft ist die Einrichtung in der Steglitzer Mittelstraße inzwischen ein beliebter Treffpunkt geworden.
„Wir sind das Herz Griechenlands mitten in Berlin“, sagt Panagiotis Matlis. Er ist Vorsitzender der Hellenischen Gemeinde, die Träger des Kulturzentrums ist und ihren Sitz ebenfalls in der Mittelstraße hat. „Viele Griechen finden hier ein Stück Heimat, deutsche Gäste erleben die griechische Kultur“, sagt er. Dazu gehöre auch die griechische Küche, die in der Kantine des Kulturzentrums erlebt werden kann. In der Kantine bereitet Angeliki Fafouti Souflaki, Befteki, und leckere Baklava. „Angeliki ist unsere gute Seele. Sie betreut jetzt im zweiten Jahr die Kantine“, sagt Matlis. Es sind nicht nur ihre Kochkünste, die jeden Tag viele Menschen in das ehemalige Schulgebäude in der Mittelstraße locken. „Angeliki hat auch immer ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Gäste und verbreitet viel Fröhlichkeit“, sagt Matlis.
Sich um die Bedürfnisse und Belange vor allem der rund 25 000 in Berlin lebenden Griechen zu kümmern, gehört zur Philosophie der Einrichtung. Neuankömmlinge aus Griechenland finden hier Ansprechpartner und Hilfe. „Wir helfen bei der Wohnungssuche oder in finanziellen Notlagen und vermitteln Jobs“, sagt Matlis. Über 1000 Menschen werden jährlich zu unterschiedlichen Themen wie Bildung, Gesundheit, Soziales und Arbeit kostenlos beraten. Viele Ehrenamtliche helfen beispielsweise bei Behördengängen.
Die Hellenische Gemeinde, die seit 1992 in Steglitz ansässig ist, ist auch Dachorganisation für 15 verschiedene griechische Vereine. Die Räumlichkeiten in der Mittelstraße werden zudem auch vom Willkommensbündnis für Flüchtlinge im Bezirk, dem Verein Netzwerk Integration Südwest sowie der bezirklichen Registerstelle zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle genutzt.
„Im Laufe der Jahre hat sich das Griechische Kulturzentrum von einer Anlaufstelle für zugewanderte Griechen zu einem soziokulturellem Zentrum entwickelt“, erläutert Matlis, der selbst 1988 nach Deutschland gekommen ist. In den Räumen des roten Backsteinbaus finden regelmäßige Informationsabende zu aktuellen Themen und zahlreiche kulturelle Angebote statt. In der oberen Etage trainieren Tanzgruppen und proben Chöre. Zudem gibt es hier eine umfangreiche griechische Bibliothek und im großen Saal wird gemeinsam gefeiert. Zwei Mal im Monat tagt ein Stammtisch und im oberen Bereich hat die griechisch-deutsche Kita ihr Domizil. „Wir wollen die griechische Kultur nach außen tragen und Botschafter für Griechenland sein“, sagt Matlis. Dazu tragen viele Angebote bei wie unter anderem die Griechisch-Sprachkurse oder das griechische Osterfest, das rund um das Kulturzentrum in der Mittelstraße mit rund 3000 Menschen gefeiert wird, von denen 40 Prozent keine Griechen sind. Am 14. Dezember lädt das griechische Kulturzentrum wieder zum traditionellen Weihnachtsbasar ein. Er findet von 15 bis 18 Uhr statt.
Das Griechische Kulturzentrum kann das Angebot nur durch die Förderung von Senat halten. Die Einnahmen durch Mitgliederbeiträge und der Verpachtung von Räumen reicht nicht aus. „Wir sind auf die Förderung angewiesen“, sagt Matlis. Umso besorgter war die Hellenische Gemeinde, als es hieß, dass der Senat die Förderung eingestellen wolle. Erst vor wenigen Tagen hieß es dann, dass das Kulturzentrum als „Nachrücker“ doch noch auf die Förderliste gekommen ist. Für weitere zwei Jahre ist die Finanzierung des Zentrums damit gesichert. „Wir wünschen uns eine Regelfinanzierung, um langfristig planen zu können. Nur dann können wir stressfrei in die Zukunft schauen“, sagt Panagiotis Matlis.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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