Gemeinsam Hürden überwinden
An der Johanna-Eck-Schule startet ein Mentorenprojekt / Ehrenamtliche werden gesucht
Was möchte ich beruflich machen, wie mein Leben gestalten? Mit wem kann ich ernsthaft über meine Ideen reden? Das sind Fragen, die viele Jugendliche bewegen. Hier setzt das Hürdenspringer-Projekt des Unionhilfswerks an. Es soll demnächst an der Johanna-Eck-Oberschule an der Ringstraße 103 starten. Dafür werden Mentoren gesucht.
In Nachbarbezirk Neukölln gibt es die Hürdenspringer schon seit 13 Jahren an der Röntgen-Schule. Das Prinzip: Eine Schülerin beziehungsweise ein Schüler tut sich mit einem Erwachsenen zusammen. Das Tandem trifft sich im Schnitt einmal in der Woche. „Was die beiden genau machen, richtet sich nach den Bedürfnissen der Jugendlichen“, erklärt Projektleiterin Ruth Oppl. Auf keinen Fall gehe es um klassische Nachhilfe, sondern darum, dass die Schüler, die in der Regel 15 oder 16 Jahre alt sind, von der Lebenserfahrung des Mentors profitierten.
„Wir wollen nicht, dass die Jugendlichen in irgendeine Ausbildung oder irgendein Studium hineinstolpern und dann plötzlich merken, dass das nichts für sie ist“, so Oppl. Die älteren Partner könnten ihnen Wege eröffnen, neue Informationen geben. Und nicht nur das: Oft stütze der Austausch das Selbstbewusstsein, sodass die Jüngeren lernten, gut mit Krisen umzugehen.
Eines der 20 Neuköllner Tandems besteht aus der 25-jährigen Studentin Jana und der 16-jährigen Elisa, die sich inzwischen seit anderthalb Jahren kennen. Manchmal gehen sie ein Eis essen, manchmal treffen sie sich im Park oder bei Elisa zu Hause. Sie sind auch schon zusammen gereist und haben sich Theatervorstellungen angeschaut.
Die beiden reden viel über Elisas berufliche Zukunft. Eigentlich hatte die Schülerin vor, das Abitur zu machen und Jura zu studieren. Nach einem „Stärkentest“ bei der Industrie- und Handelskammer, der zeigte, dass Elisa viele Talente hat, entschied sich jedoch für eine Ausbildung in Richtung Büro und Wirtschaft, um erst einmal praktische Erfahrungen und Arbeitswissen zu sammeln. Danach sei immer noch Zeit für ein Studium, so die 16-Jährige.
Das Hürdenspringer-Prinzip funktioniere „ganz hervorragend“, sagt Ruth Oppl. Es sei toll zu erleben, wie unterschiedliche Kulturen, Schichten, Milieus und Generationen aufeinandertreffen. Und das Ganze habe nicht nur Vorteile für die Jugendlichen, sondern bringe auch bei den Erwachsenen manches Klischee oder Vorurteil zu Fall. „So kann es bei einer Mentorin erst einmal für Verwunderung sorgen, wenn ein Mädchen mit Kopftuch sich mit queeren Fragen beschäftigt“, so Oppl.
Damit das Projekt einen guten Start in Tempelhof hat, werden noch ehrenamtliche Mentoren gebraucht. Sie können auf eine intensive Vorbereitung und Begleitung bauen. Eine Einstiegsqualifizierung beginnt am 20. September um 18 Uhr im Hürdenspringer-Büro am Karl-Marx-Platz 20 in Neukölln. Die Schulung umfasst sechs Termine.
Derzeit suchen Ruth Oppl und ihre Kolleginnen zudem noch nach Räumen in der Nähe der Johanna-Eck-Schule, in der sich die Tandems ohne Konsumzwang treffen können, zum Beispiel in einer sozialen Einrichtung. Vorschläge und Angebote sind willkommen. Wer sich für das Projekt interessiert oder Mentor/in werden möchte, wendet sich an Telefon 62 73 95 10 oder per E-Mail an ruth.oppl@unionhilfswerk.de. Weitere Infos unter www.huerdenspringer.unionhilfswerk.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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