Damit Berlin zur Schwammstadt wird
Tempelhof Projekt GmbH will Regenrückhaltebecken entsiegeln

Sieht idyllisch aus, ist aber nach unten versiegelt und damit kein Beitrag zur Schwammstadt: das Regenrückhaltebecken heute. Das soll sich in Zukunft ändern.  | Foto:  Tempelhof Projekt GmbH
  • Sieht idyllisch aus, ist aber nach unten versiegelt und damit kein Beitrag zur Schwammstadt: das Regenrückhaltebecken heute. Das soll sich in Zukunft ändern.
  • Foto: Tempelhof Projekt GmbH
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Die deutsche Hauptstadt versorgt sich selbst durch seine Berliner Wasserbetriebe (BWB) mit Trinkwasser, das aus dem Grundwasser stammt, vorrangig aber als Uferfiltrat – gewässernah über Brunnen entnommenes, gefiltertes Oberflächenwasser – gewonnen wird. Doch durch fehlende Niederschläge, vor allem aber die Versieglung der Oberflächen ist der Grundwasserspiegel in den vergangenen Jahren gesunken, woran auch die feuchte Witterung der jüngsten Zeit nur partiell etwas geändert hat. Was also kann helfen, abgesehen von einem sparsamen Umgang mit dem Nass?

„Berlin muss Schwammstadt werden!“ ist eine Antwort. Was nichts anderes bedeutet, als dass der Stadtraum zunehmend entsiegelt wird. Doch während dieser Vorgang in den Kiezen nicht selten von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird, geschieht dies gerade in Tempelhof in einem weitaus größeren Stil, aber von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt.

Hauptakteur dieser Aktion ist die auf dem ehemaligen Zentralflughafen angesiedelte Tempelhof Projekt GmbH, die bei ihrer Gründung neben dem Flughafengebäude und dem früheren Vorfeld auch ein immer zum Flughafen gehörendes Grundstück an der nahen Lilienthalstraße jenseits des Columbiadamms „geerbt“ hat. Dort befindet sich schon seit Bau des Flughafengebäudes im Jahr 1936 ein Regenrückhaltebecken mit einer maximalen Fassung von 55.000 Kubikmeter Wasser. Gesammelt wird dort der Niederschlag vom Dach und Vorfeld des Flughafenbaus, aus dem Friesenkiez und von Teilen des Columbiadamms, was einer versiegelten Fläche von 550.000 Quadratmetern entspricht. Haben sich nun die Schwebstoffe in dem nach unten versiegelten Becken abgesetzt, aus dem sie dann abgebaggert werden können, wird dieses grob vorgereinigte Regenwasser nach Auskunft von Stephan Natz von den BWB bisher ungefiltert über Rohre in den rund zwei Kilometer entfernten Landwehrkanal eingeleitet. Neben den Betriebskosten fallen dafür Zahlungen in Höhe von 400 000 Euro allein für das Einleiten an.

Das soll nun anders werden und nicht nur diese Gebühren sparen helfen, denn das Rückhaltebecken soll zu einer rund 13 000 Quadratmeter großen Versickerungsfläche werden. In einer ab 2021 laufenden und inzwischen abgeschlossenen Planungsphase wurde inzwischen die Versickerungsfähigkeit an dieser Stelle untersucht und durch zehn Bohrungen mit einer Tiefe von jeweils sechs Metern nachgewiesen sowie eine vorgeschriebene Kampfmittelsondierung – übrigens ohne Funde – durchgeführt. Die für das Projekt zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat diese Ergebnisse kürzlich „abgenickt“, wie von der Tempelhof Projekt GmbH zu hören ist, so dass nun als zweite Phase die Entwurfsplanung anlaufen konnte. Dabei werden die notwendigen Bauteile wie Filteranlagen entworfen und die Arbeiten geplant. Mit der abschließenden Kostenberechnung, in die zum Beispiel auch die Ausgaben für die Öffnung des Beckens einfließen, wird 2025 gerechnet. Wobei das neue Regenwassermanagement nur ein Teil des in der Planung befindlichen umfangreichen „Projekts technische Infrastruktur 2030“ mit Bereichen wie Denkmalschutz, Stromgewinnung aus Photovoltaik oder umweltfreundliche Wärmeversorgung ist. Ob allerdings die angestrebte Umsetzung der Planungen bis 2030 erfolgen kann und wie deren Realisierung letztlich aussehen wird, liegt zumindest nicht mehr allein in den Händen der Tempelhof Projekt GmbH, sondern ist von den dafür notwendigen und verfügbaren Finanzmitteln abhängig.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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