Carl Gotthard Langhans und das Brandenburger Tor

Vorbild für Berlins Wahrzeichen war der Propyläen der Athener Akropolis. | Foto: KEN
2Bilder
  • Vorbild für Berlins Wahrzeichen war der Propyläen der Athener Akropolis.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Wer kennt noch Carl Gotthard Langhans? Sein berühmtestes Bauwerk ist das weltweit bekannteste Deutschlands: das Brandenburger Tor. Sein Schöpfer aber war schon zu Lebzeiten fast vergessen. Die Kiezkompassnadel zeigt zurück nach Kamienna Góra, das frühere Landshut in Schlesien.

Dort wird 1732 Carl Gotthard Langhans geboren. Schon in der Schulzeit in Schweidnitz (Swidnica), ebenfalls in Schlesien gelegen, wird in ihm das Interesse für Architektur geweckt. Daran mag Friedrich II. seinen Anteil haben. Der Preußenkönig lässt am Wohnort der Familie eine neue Befestigungsanlage errichten. Langhans' Vater, ein Lehrer, schaut mit ihm dem Baugeschehen regelmäßig zu.

Aber zunächst studiert Carl Gotthard Langhans Jura in Halle und wird Hauslehrer eines Grafensohns. Dass er vor diesem Hintergrund 1764 mit dem Entwurf einer evangelischen Kirche beauftragt wird, ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben. Doch Langhans hat sich über Architektur viel Theoretisches angeeignet. Und er ist bestens in adeligen Kreisen „vernetzt“. Der begabte Autodidakt erhält eine Chance.

Das Königshaus wird auf ihn aufmerksam. Am Ende ist er 1775 Oberbau- und Kriegsrat, der höchste Baubeamte in Schlesien. Später wird er sogar zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste ernannt. Mit der Übernahme des Direktorenpostens für das neu geschaffene Oberhofbauamt in Berlin, das vom König in Auftrag gegebene Bauten betreut, ist Langhans schließlich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit dem 1788 bis 1791 erbauten Brandenburger Tor liefert er sein opus magnum ab. Aber die Aufgabe ist nicht ganz einfach.

Langhans soll einen repräsentativen westlichen Abschluss der Straße Unter den Linden finden. „Die Lage ist“, so sagt es Langhans einmal selbst, „in ihrer Art ohnstreitig die schönste von der ganzen Welt.“ Langhans Vorbild sind die Propyläen der Akropolis von Athen. Warum seine Wahl auf das griechische Modell gefallen ist, erläutert er so: Aus der Bestlage des Gebäudes „gehörig Vortheile zu ziehen, und dem Thore so viel Oefnung zu geben, als möglich ist“. Daher wandelt er sein Vorbild ab. Die dorischen Säulen weichen vom antiken klassischen Maß ab. Sie sind höher gestreckt.

Ein solches Experiment inmitten barocker Palais mit Mansardendächern: Nicht allen gefiel das. Johann Gottfried Schadow, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, schreibt über Langhans' Entwurf, er habe vielleicht den eigenen Ideen misstraut oder sei zu bequem gewesen. Er habe eben gerne „entlehnt“. Auf seinen Reisen habe er architektonische Meisterwerke abgezeichnet und diese „wiederholt“. Das sei ihm wohl sicherer erschienen als „neue Originale“, so Schadow.

Carl Gotthard Langhans baut und baut: das Anatomiegebäude der Tierarzneischule an der Luisenstraße, eine Erweiterung des Potsdamer Marmorpalais und – sein Spätwerk – das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt.

Doch machen ihm jüngere Architekten und ihre neuen Ideen immer mehr Konkurrenz. Seine Gesundheit ist angegriffen. Er zieht sich auf seine Besitzungen bei Breslau zurück und ist ohne größeren Erfolg schriftstellerisch tätig. 1808 stirbt er mit 76 Jahren.

Vorbild für Berlins Wahrzeichen war der Propyläen der Athener Akropolis. | Foto: KEN
Carl Gotthard Langhans in einem zeitgenössischen Porträt. | Foto: Wikipedia
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 32× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 729× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 31× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.