Als zig Tausende in Anstalten getötet wurden
Gedenken an den Beginn der Euthanasiemorde vor 75 Jahren

In der Villa an der Tiergartenstraße 4 befand sich seit April 1940 die Zentrale für den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im damaligen Deutschen Reich. Bis zum offiziellen Stop des Mordens am 24. August 1941 wurden zig Tausende Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen getötet.

Am 30. August wird am früheren Ort der „Aktion T4“-Zentrale und in der St. Matthäus-Kirche der nationalsozialistischen Patientenmorde öffentlich gedacht.

75 Jahre sind vergangen, seit Adolf Hitler durch ein Ermächtigungsschreiben auf einem privaten Briefbogen im Oktober 1939 – das Schreiben wurde auf den 1. September 1939 zurückdatiert – die „Euthanasie“ (griechisch für „schöner, leichter Tod“) anordnete. In der Zentrale in der Tiergartenstraße wurde das Morden organisiert.

Per Meldebogen und durch Ärztekommissionen in den Pflegeeinrichtungen wurden die Patienten erfasst, mit den bald berüchtigten „grauen Bussen“ in besondere Anstalten gebracht und dort durch Injektionen, mit Medikamenten oder durch Giftgas getötet. Ihre Leichen wurden verbrannt. Anstaltseigene Standesämter stellten die Totenscheine mit falschen Todesursachen aus. Nach kirchlichen Protesten wurde die „Aktion T4“ offiziell eingestellt, ging aber insgeheim weiter.

Das Gedenken am 30. August beginnt um 15.15 Uhr am Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde an der Philharmonie, Tiergartenstraße 4. Direkt im Anschluss findet um 16 Uhr ein Gedenkgottesdienst in der St. Matthäus-Kirche am Matthäikirchplatz statt. Es wirken mit: Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Direktor der „Topographie des Terrors“, Rabbiner Andreas Nachama, Generalvikar Pater Manfred Kollig von der Ordensgemeinschaft der Arnsteiner Patres im Erzbistum Berlin, Pfarrer Hannes Langbein von der Stiftung St. Matthäus und der Bischof der evangelischen Landeskirche, Markus Dröge. Die musikalische Umrahmung der Feier gestalten Josefine Horn an der Orgel und Valentin Heyn auf dem Saxophon.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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