"Dann kann ich dichtmachen"
Gewerbetreibende lehnen Pläne für Helgoländer Ufer ab

Seit fast 50 Jahren hat Peter K. Kleffel hier seine Kfz-Werkstatt. | Foto: Ulrike Kiefert
6Bilder
  • Seit fast 50 Jahren hat Peter K. Kleffel hier seine Kfz-Werkstatt.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Das Helgoländer Ufer könnte auf einem Teilabschnitt langfristig für Autos gesperrt werden. Ortsansässige Firmen wie die Auto-Technik Tiergarten GmbH sind dagegen. Denn ihre Kunden würden dann nicht mehr kommen, so ihre Sorge.

Das Helgoländer Ufer soll zwischen Calvinstraße und Thomasiusstraße zur Fahrradstraße mit Pollern werden. Für Peter K. Kleffel wäre das fatal. „Zwei Drittel meiner Kunden kommen mit dem Auto. Wenn hier quasi vor meiner Haustür alles gesperrt wird, kann ich dicht machen.“ Peter Kleffel ist Geschäftsführer der ATT Auto-Technik Tiergarten GmbH. Die Kfz-Werkstatt liegt im S-Bahnbogen an der Lüneburger Straße, direkt dran am Helgoländer Ufer. Viele seiner Kunden fahren hier durch, wenn sie zu ihm in die Werkstatt wollen. Seit 49 Jahren ist das so. So lange sitzt Kleffel mit seiner Firma dort nämlich schon. Und nicht nur das. Er hat fünf langjährige Mitarbeiter. „Soll ich die dann alle entlassen?“ Die Sorge vor wegbleibender Kundschaft teilt der 78-Jährige mit seinen Nachbarn: der MRT Klima-Service, Stukkateur Berlin, Reifen Tiergarten, dem T.H. Lieferservice und der Steinrestaurierung Ellwart. Sie alle haben ihre Werkstätten, Ateliers oder Lagerräume an der Lüneburger Straße. Kleffel ist sozusagen ihr Sprecher, vertritt ihre Interessen.

Die Pläne für das Helgoländer Ufer gibt es schon länger. Akut sind sie momentan aber nicht. Denn das Bezirksamt hat dem Einspruch von Peter Kleffels Rechtsanwalt gegen die geplante Teileinziehung des besagten Straßenabschnitts Helgoländer Ufer entsprochen und auch die Anordnung zur „sofortigen Vollziehung dieser Maßnahme“ aufgehoben – rechtskräftig veröffentlicht im Amtsblatt Mitte September. Dort heißt es: „Die Teileinziehung wird erst mit Bestandskraft beziehungsweise Rechtskraft umgesetzt.“

Fahrradstraße durch die Hintertür

Peter Kleffel bleibt trotzdem misstrauisch. Der Grund: Grüne und CDU haben in der Septembersitzung der Bezirksverordnetenversammlung einen gemeinsamen Antrag vorgelegt. Der fordert das Bezirksamt auf, am Helgoländer Ufer und an der Lüneburger Straße die „Klimaanpassung“ voranzutreiben. „Da das Helgoländer Ufer eine beliebte Straße zum Spazieren und Verweilen entlang der Spree ist, sollen auch Maßnahmen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität wie Verkehrsberuhigung, beispielsweise Moabiter Kissen, und mehr Sitzmobiliar wie zusätzliche Bänke am schattigen Spreeufer (…) insbesondere im Teilabschnitt Calvinstraße und Thomasiusstraße ergriffen werden“, heißt es im Antrag. Wer das Helgoländer Ufer kennt, weiß allerdings: Auf der kurzen Strecke zwischen Kirchstraße und Lüneburger Straße gilt bereits Tempo 30, auch wegen des Spielplatzes. Wer dort durchfährt, ist Anlieger der Thomasiusstraße und Calvinstraße oder will in die Lüneburger Straße. Auch ist das Helgoländer Ufer grün, hohe Bäume wachsen dort und Wiesen. Und alle paar Meter stehen Bänke – auch am schattigen Spreeufer. Kleffel vermutet, dass mit der geforderten „Verkehrsberuhigung“ die für Autos gesperrte Fahrradstraße doch noch kommt, quasi durch die Hintertür. Denn aufgehoben sei ja nur die Anordnung zur „sofortigen“ Teileinziehung des Straßenabschnitts.

„Ich habe das vor 30 Jahren schon mal mitgemacht“, sagt der Peter Kleffel. Damals seien die S-Bahn-Brücke erneuert und das Helgoländer Ufer gesperrt worden. „Zu meiner Werkstatt war die Zufahrt zwar frei, die Kunden kamen aber trotzdem nicht.“ Die Folge: „Ich stand kurz vor der Pleite.“ Das dürfe sich auf keinen Fall wiederholen, sagt der Diplom-Ingenieur. „Ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen.“ Denn Kleffel hat zwei harte Jahre hinter sich. Im Juli 2022 brannten sein Büro und eine Werkstatthalle aus. Und wegen einer Sicherheitsprüfung des Bahnbrückenfundaments musste er erst kürzlich alle vier Hallen und Büros „freilegen“, Tapeten und Holzverschalungen runterreißen und das alles auf eigene Kosten.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 102× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 53× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 464× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.062× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.