Eine neue Heimat am Bodensee
Der frühere SPD-Politiker Siegfried Scheffler verlässt Berlin

Im Köpenicker Rathaus begann im Mai 1990 Siegfried Schefflers politische Karriere. | Foto: Ralf Drescher
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Bis 2005 war Siegfried Scheffler im Südosten Berlins bekannt wie ein bunter Hund. Von 1990 an war er 15 Jahre lang Bundestagsabgeordneter für Treptow-Köpenick. Jetzt zieht der Sozialdemokrat nach Lindau an den Bodensee.

Dort leben seine beiden Kinder, und dort hat er sich – seine Frau starb 2010 – im vorigen Jahr neu verliebt. „Inzwischen sind wir verlobt, wollen im kommenden Jahr heiraten. Und da meine Kinder am Bodensee leben und meine Verlobte noch mehrere Jahre arbeiten muss, habe ich mich zum Umzug entschlossen“, erzählt Siegfried Scheffler.

Scheffler, 1944 im Wartheland im heutigen Polen geboren, kam 1948 nach Berlin. Sein Vater führte in Köpenick einen Straßenbaubetrieb. „Damit galten wir als Kapitalisten. Ich war auch nicht in den Pionieren und in der FDJ, deshalb durfte ich keine Oberschule besuchen“, ärgert sich Scheffler noch heute. So hat er auch Straßenbauer gelernt, später im Abendstudium einen Abschluss als Diplomingenieur gemacht und dann bis zum Ende der DDR viele Jahre bei der Bezirksdirektion Straßenwesen gearbeitet. Die Wendezeit führte ihn zu den Sozialdemokraten. „Ich hatte mit Nachbarn eine Veranstaltung der SDP – Sozialdemokratische Partei der DDR – besucht. Das Programm hat mich beeindruckt, ein paar Tage später bin ich eingetreten“, erinnert sich Scheffler. Bei den Kommunalwahlen im Mai 1990 wurde er erst Mitglied der Stadtbezirksversammlung – heute Bezirksverordnetenversammlung – und von dieser dann zum Stadtrat für Bauwesen gewählt.

„Wir hatten damals viel zu tun. Wir mussten eine Bestandsaufnahme der maroden Straßen machen, Mitarbeiter im Rathaus mussten auf Stasitätigkeit überprüft werden. Nach kurzer Zeit haben wir die ersten Bauvorhaben in Angriff genommen, darunter den Ausbau der Straße am Bahndamm“, so Siegfried Scheffler.

Im Köpenicker Rathaus blieb er nur wenige Monate, dann wurde er als Direktkandidat in den Bundestag gewählt. Von 1998 bis 2000 war der Politiker Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Er setzte sich dafür ein, dass die im Bau befindliche Autobahnverlängerung nach Treptow vom Bund auf dringlicher Bedarf gesetzt wurde. Und als die heutige Anschlusstelle Adlerhof schlicht Wegedornstraße heißen sollte, hat er den zugkräftigeren Namen durchgesetzt.

Auch außerhalb der Politik hat sich Siegfried Scheffler im Bezirk verdient gemacht. Nach der Wende war er mehrere Jahre im Aufsichtsrat der Köwoge – heute Degewo – und hat sich dort für Mieterinteressen eingesetzt. Er war auch Vorsitzender des Tourismusvereins Treptow-Köpenick und ist heute Mitglied im 1. FC Union. Das wird er auch Mitglied bleiben. „Es gibt beim Vorstand eine Karte, die zeigt, wo die auswärtigen Vereinsmitglieder leben. Da können die jetzt auch eine Nadel am Bodensee einstechen“, schmunzelt Scheffler.

Das Familiengrundstück an der Hämmerlingstraße hat er verkauft. Am Bodensee wird er zur Miete wohnen. „Dafür haben wir uns viele Reisen vorgenommen, unter anderem nach Madeira, Südafrika und Namibia.

Der SPD bleibt Scheffler auch in der neuen Heimat verbunden. „Ich habe mich zum Jahresende beim Berliner Landesverband abgemeldet und gehe dann zum Ortsverband Lindau“, berichtet er. Einen Koffer lässt Scheffler zwar nicht in Berlin, dafür aber viele Freunde und Weggefährten. „Mehrmals im Jahr werde ich meine alte Heimat besuchen, mit Regionalbahn und ICE bin ich in knapp sieben Stunden vom Bodensee an der Spree“, verspricht er zum Abschied.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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