Jugendschutz warnt vor Pouches
Tabakfreie Nikotinbeutel werden unter Schülern immer beliebter

Sie werden unter die Oberlippe geklemmt oder in die Wange geschoben und wirken dort bis zu 30 Minute: tabakfreie Nikotinbeutel. Unter Jugendlichen stehen sie als Alternative zu Zigaretten hoch im Kurs.

Die zunehmende Beliebtheit der Beutel, auch Pouches genannt, hat der Jugendschutzbeauftragte des Ordnungsamtes an Schulen in Treptow-Köpenick beobachten können. „Trotz besorgniserregender Gesundheitsrisiken und der Tatsache, dass das Produkt in Deutschland nicht legal zu erwerben ist, hatten viele Jugendliche bereits Kontakt mit dem neuartigen Zigarettenersatz“, so seine Feststellung.

Die Pouches bestehen aus Wasser, Füll- und Feuchthaltemitteln, Aromen, Salz und Nikotin. Ein Beutel entspricht einer Nikotinmenge, wie sie in drei bis sechs Zigaretten vorkommt. Neben der potenziellen Suchtgefahr ist auch eine akute Nikotinvergiftung möglich. Sie kann sich durch Übelkeit und Erbrechen sowie Schwindel bis hin zur Ohnmacht äußern. In Deutschland werden die Pouches als nicht zugelassenes neuartiges Lebensmittel eingestuft und dürften somit auch nicht gehandelt werden. „Da die Zulassung nicht vorliegt, stellt das Inverkehrbringen von tabakfreien Nikotinbeuteln eigentlich eine Straftat dar“, so der Jugendschutzbeauftragte.

Hoher Bekanntheitsgrad

Er berichtet, dass 80 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler, mit denen er im vergangenen Jahr bei Präventionsveranstaltungen Kontakt hatte, das Produkt bereits kannten und zum Teil auch schon Erfahrungen damit gemacht hatten. Das Verbot scheine den Zugang zu den Nikotinbeuteln nur bedingt einzudämmen. Tatsächlich sind im Internet zahlreiche Angebote zu finden.

„Aus unserer Sicht problematisch wird es vor allem dann, wenn erziehungsberechtigte Personen erstens nicht wissen, was ihre Kinder in den sozialen Medien konsumieren, und zweitens weder Lehrkräfte noch Schulsozialarbeiter diese neuartigen Produkte kennen und einordnen können“, sagt der Jugendschutzbeauftragte. Einen Vorwurf sei den Lehrkräften und Eltern aber nicht zu machen. Es sei eine Mammutaufgabe, den Überblick über gesundheitsschädliche Produkte wie diese zu behalten. „Umso wichtiger sind Präventions- und Informationsveranstaltungen.“

Die Pouches sind vielerorts auch als Snus bekannt. Snus hat ähnliche Inhaltstoffe wie die Beutel, enthält jedoch auch Tabak. Seinen Ursprung hat das Produkt in Schweden, die älteste Sorte gibt es seit 1822. In der EU ist seit 1992 Snus verboten – mit Ausnahme Schweden. Auch in nicht zur EU gehörenden europäischen Ländern wie in der Schweiz und Norwegen werden Snussorten vertrieben.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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