Stromzufuhr muss stabiler werden
Die S75 kann erst ab 2029 wieder bis Westkreuz fahren
Vor mehr als fünf Jahren wurde die S75 radikal verkürzt. Fuhr sie bis dahin von Wartenberg bis Westkreuz, so endet sie seither am S-Bahnhof Warschauer Straße.
Wer weiter Richtung Westen fahren möchte, muss umsteigen. Die Begründung von Senat und Bahn zur Einkürzung: Auf der Stadtbahn sei zu wenig Platz, um die S75 wie bis dahin fahren zu lassen. Stattdessen wurde die seinerzeit besser ausgelastete S3 entsprechend eingetaktet. Schon damals monierten Lichtenberger Bezirks- und Landespolitiker die Entscheidung.
Inzwischen sind aber immer mehr Menschen in den Norden des Bezirks gezogen, die diese S-Bahnlinie nutzen. Deshalb wird die Forderung Lichtenberger Politiker, die S75 wieder bis nach Westkreuz zu führen, immer lauter.
Welche Überlegungen es in der Senatsverkehrsverwaltung zu diesem Thema gibt, erfragten die Hohenschönhausener CDU-Abgeordnetenhausmitglieder Danny Freymark und Martin Pätzold beim Senat. „Alle für den Linienbetrieb verfügbaren S-Bahn-Fahrzeuge werden im bestehenden S-Bahn-Angebotskonzept eingesetzt. Eine zusätzliche Durchbindung der Linie S75 auf die Stadtbahn wäre fahrzeugseitig im Rahmen der begrenzten Fahrzeugverfügbarkeit bei der S-Bahn kurzfristig nur zu Lasten anderer bestehender Verkehrsangebote möglich“, heißt es aus der Senatsverwaltung. Zusätzliche S-Bahn-Fahrten auf die Stadtbahn seien jedoch Bestandteil der mittel- und langfristigen Angebotsplanungen. Diese Mehrleistungen können allerdings erst erbracht werden, wenn es auch mehr S-Bahnzüge gibt und die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen worden sind. Die Verlängerung der S75 auf die Stadtbahn sei nach gegenwärtigem Stand für August 2029 vorgesehen. Mit Umrüstung der Züge der Baureihe BE480 sowie schrittweiser Anschaffung neuer Fahrzeuge könnte die S75 vom S-Bahn-Fuhrpark her zwar bereits 2023 wieder Richtung Westkreuz fahren. Aber: „In einem Termin am 29. April 2021 hatte die DB Energie GmbH jedoch dargestellt, dass die Führung der S75 mit Vollzügen auf die Stadtbahn im Ergebnis einer elektrischen Netzberechnung derzeit als nicht umsetzbar bewertet wird“, informiert die Senatsverwaltung.
Es wäre nämlich mit einer unzulässigen Überlastung des Gleichstromunterwerks Lichtenberg zu rechnen. Nach Angaben der DB Energie GmbH kann das Problem nur gelöst werden, wenn das bereits geplante Gleichstromunterwerk Nöldnerplatz in Betrieb geht. Das ebenfalls geplante Gleichrichterunterwerk Friedrichsfelde Ost, das voraussichtlich 2029 in Betrieb gehen wird, sorgt dann für eine weitere Stabilisierung, sodass erst dann eine Verlängerung der S75 mit Vollzügen auf die Stadtbahn möglich ist.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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