Diskurs um Beuths Antisemitismus
Initiativen an Beuth Hochschule fordern Umbenennung

Die Beuth Hochschule für Technik Berlin setzt sich mit dem Antisemitismus ihres derzeitigen Namensgebers auseinander.  | Foto: Luise Giggel
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Die Beuth Hochschule führt derzeit einen intensiven Diskurs über ihren Namensgeber: Erwiesenermaßen war Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853) ein radikaler Antisemit. Aus diesem Grund fordern verschiedene Gruppen eine Umbenennung der Hochschule.

Ihren derzeitigen Namen erhielt die Beuth Hochschule für Technik Berlin (BTH) vor zehn Jahren. Damals sollte die mit dem Namen verknüpfte Bildungs- und Wissenschaftstradition hervorgehoben werden. Durch die Arbeit des Rassismusforschers Prof. Dr. Achim Bühl wurden im Sommer 2017 antisemitische Äußerungen und Haltungen Beuths bekannt. Das daraufhin von der Hochschule beauftragte Gutachten bestätigte diese Erkenntnisse im vergangenen Jahr.

Erster Schritt: Arbeitsgruppe

Eine Arbeitsgruppe mit Beteiligten aller Statusgruppen der Hochschule wurde eingerichtet, die sich mit dem Thema befassen und binnen eines Jahres Empfehlungen an den Akademischen Senat aussprechen soll. Daraufhin kann dieser der Akademischen Versammlung empfehlen, gegebenenfalls den Namen der Hochschule ändern zu lassen, was dann in einer Novelle des Berliner Hochschulgesetzes beschlossen werden muss. Bis es zu einer Umbenennung kommt, ist also viel Bürokratie zu bewältigen.

Initiativen wollen mehr Druck ausüben

Deswegen haben sich mittlerweile an der Beuth Hochschule Initiativen gegründet, die mehr Druck ausüben und die Sache voranbringen wollen. Zum einen gibt es eine Initiative zur Umbenennung der Hochschule, die aus Professoren und Mitarbeitern besteht. Außerdem hat sich Anfang 2019 eine studentische Initiative gegründet, die „einen schönen Hochschulnamen“ fordert und die Perspektive der Studierenden in den Diskurs bringen will. Von beiden Seiten gibt es Positionspapiere, die den Namen Beuth Hochschule für nicht mehr tragbar halten.

Die Hochschule hat im Januar ein zweitägiges Symposium organisiert, um den „ergebnisoffenen Diskurs“ öffentlichkeitswirksam zu führen. Mit dem Ergebnis sind die Initiativen nur bedingt zufrieden. Zwar könne nun „niemand mehr behaupten, dass Beuth kein Antisemit war“, wie Prof. Dr. Matthias Schmidt sagt, allerdings sei das auch vorher schon klar gewesen und man hätte schon längst über den Umgang mit dieser Tatsache sprechen sollen. Auch die studentische Initiative ist der Meinung, dass das Präsidium der Hochschule nach dem Symposium nun „endlich klare Stellung zum Antisemitismus des CPW Beuth“ beziehen müsse, wie es im entsprechenden Positionspapier heißt.

Gegenpositionen zurückgezogen

Auf der Website der Hochschule ist der Diskurs um Beuth mit Dokumenten und Videos abgebildet. Gegenpositionen zu den Antisemitismusvorwürfen gegen Beuth von Alt-Präsident Prof. Dr. Reinhard Thümer und Prof. Dr. Gerhard Ackermann wurden allerdings Ende Januar von den Autoren selbst zurückgezogen. Damit dürften auch die letzten Zweifel beseitigt sein.

Initiative für einen "schönen Hochschulnamen"

Die studentische Initiative sieht positiv in die Zukunft und ist optimistisch, dass eine Umbenennung der Hochschule stattfinden wird. Sie verbucht es als Erfolg, dass drei ihrer Mitglieder in die "AG Diskurs Beuth" aufgenommen wurden und dort ihre Stimme einbringen können. Laut Gründungsmitglied der Studentischen Initiative "für einen schönen Hochschulnamen", David Czycholl, reiche es nicht „den Schandfleck einfach zu beseitigen und zum Business as usual“ überzugehen. Es müsse eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Antidiskriminierungsthemen stattfinden und ein neues Leitbild der Hochschule erarbeitet werden, zu dem dann auch der neue Name passen müsse.

Aktuell heißt es im Leitbild auf der Website unter anderem, dass man dem „humanistischen Anspruch“ Beuths folgen wolle. Damit können sich auch die Universitätsmitarbeiter und Professoren der Initiative zur Umbenennung der Beuth Hochschule nicht mehr identifizieren. Auch sie fordern eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem jetzigen Namensgeber der Hochschule, beispielsweise in Form einer dauerhaften Ausstellung. Der aktuelle Schwebezustand sei „hochgradig schädigend“, wie Prof. Schmidt erklärt, da er zu viele geistige und finanzielle Ressourcen beanspruche.

Meinungsbild durch Umfrage

Bis 20. Februar führt das Präsidium eine Umfrage unter allen Statusgruppen der Hochschule durch – nicht mit der Frage nach einer Umbenennung, sondern, um ein Meinungsbild zum Diskurs zu erhalten und zu erfahren, ob noch Aufklärungsbedarf bestehe. Die Ergebnisse werden im April bekannt gegeben. Eine etwaige Umbenennung könne erst im nächsten Schritt thematisiert werden, heißt es von der Pressestelle der Beuth Hochschule.

Autor:

Luise Giggel aus Wedding

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