Bolzen und büffeln
Im Wedding entsteht ein in Europa einmaliges Fußballprojekt

So soll das Safe-Hub an der Ruheplatzstraße Ecke Schulstraße aussehen. | Foto: AMANDLA EduFootball
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Das Bezirksamt hat dem Verein Amandla EduFootball e.V. jetzt das 4100 Quadratmeter große Grundstück an der Schulstraße Ecke Ruheplatzstraße für 30 Jahre vermietet. Ab Ende 2019 soll hier ein sogenannter Safe-Hub gebaut werden.

Über Fußball und Sport soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Fairness erlernen und an einem sicheren Ort Bildungs- und Sozialangebote nutzen: Das ist die Idee der Safe-Hub genannten Fußball-Bildungszentren des gemeinnützigen Vereins Amandla. Drei solche Rundum-Projekte für Kinder und Jugendliche hat Amandla bereits in Südafrika auf die Beine gestellt. Jetzt wird das Erfolgskonzept erstmals in Europa realisiert, und zwar im Wedding mit vielen Kids, die Förderung und Unterstützung brauchen.

Die Initiatoren wollten unbedingt in einen sozial schwachen Kiez. Der Bezirk ist seit der ersten Anfrage 2015 begeistert und will das Leuchtturmprojekt. Mit der Unterzeichnung des Mietvertrages ist der Weg frei. Die in Gründung befindliche gemeinnützige Amandla GmbH kann nun die Finanzierung für den vier Millionen Euro teuren Neubau organisieren. Mehrere Stiftungen wie die Beisheim-Stiftung, die DFL-Stiftung oder die Coca-Cola-Stiftung unterstützen die Angebote von Amandla bereits – unter anderem die Trainerfortbildungen in der Adidas-Base in der Uferstraße – und könnten auch den Weddinger Safe-Hub finanzieren. Auch Torwart-Titan Oliver Kahn ist mit seiner  Stiftung dabei.

Für die Gemeinschaft

„Wir wollen mit dem Safe-Hub einen Ort schaffen, der die verbindende Kraft des Fußballs mit ganzheitlicher Bildung verbindet, um Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, ihre Potenziale zu entfalten“, sagt Amandla-Chef Jakob Schlichtig. Das Wort Amandla ist übrigens ein politischer Gruß aus der Zeit der Apartheidbewegung in Südafrika und bedeutet auf deutsch etwa „Die Macht dem Volke“.

Wenn alles klappt, soll der Bau des Safe-Hub spätestens Anfang 2020 starten. Nach derzeitigen Plänen werden auf dem Gelände, das jetzt noch der Gemeinschaftsgarten Himmelbeet belegt, drei zusammenhängende Fußballplätze und ein Multifunktionsgebäude errichtet. Die Sportflächen sollen auch Schulen und Vereine nutzen, so der Deal mit dem Bezirksamt. In dem Bildungszentrum entstehen im Erdgeschoss die Duschen und Umkleiden für den Fußballbetrieb. Außerdem ein Nachbarschafts-Cafe. Darüber sind eine kleine Sporthalle zum Beispiel für Karate- oder Gymnastikkurse und mehrere Schulungsräume geplant. Amandla kooperiert mit zahlreichen Partnern, die Angebote für Kinder und Jugendliche machen. Im Safe-Hub sollen „ergänzende Fußball-, Sport-, Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Beratungsangebote implementiert werden“, heißt es dazu im Kooperationsvertrag. In dem Gebäude soll es zum Beispiel Nachhilfeangebote, Traumaberatung für Geflüchtete oder eine Jobcenter-Dependance geben. Der Betrieb ist gemeinnützig, Gewinne werden nicht gemacht, sagt der für das Weddinger Safe-Hub zuständige Projektleiter Ole Brandmeyer.

Sozialprojekt verdrängt Sozialprojekt

Das Projekt hatte für große Unruhe gesorgt, weil dadurch ein anderes Sozialprojekt verdrängt wird. Auf der Brache ackern seit 2013 die Kiezgärtner vom Gemeinschaftsgarten Himmelbeet. Sie hatten das Gelände vom Bezirk zur Zwischennutzung bekommen und 2017 massiv gegen ihre Verdrängung protestiert. Es gibt Überlegungen, das Himmelbeet auf das Dach der zukünftigen Turnhalle, die der Bezirk zwischen Volkshochschule und dem Safe-Hub bauen will, zu verfrachten. Doch der Turnhallenbau steht erst in etwa sieben Jahren auf der bezirklichen Investitionsliste. Außerdem soll die Dachoption bereits an der Kostenfrage gescheitert sein.

Die Himmelbeetler müssen sich eine neue Bleibe suchen. Diese bittere Wahrheit versucht Sportstadtrat Carsten Spallek (CDU) positiv zu verkaufen. „Ich freue mich sehr, dass Amandla Wedding als Standort gewählt hat und wir nach langwierigen und komplexen Verhandlungen nunmehr einen Nutzungsvertrag unterschreiben konnten“, so der Stadtrat. Besonders freue ihn aber, „dass Himmelbeet e.V. als bisheriger Nutzer noch bis zum 30. Oktober 2019 das Grundstück nutzen kann und somit ausreichend Zeit für die Suche nach einem Alternativstandort bleibt“. Eine Option ist, dass das Himmelbeet die Fläche der ehemaligen Passierscheinstelle gegenüber an der Schul-, Ecke Maxstraße bekommt. Umweltstaatssekretär Stefan Tidow hält diese Lösung für „realistisch“, wie aus einer Anfrage zur „Zukunft des Gemeinschaftsgartens Himmelbeet“ des Linke-Abgeordneten Tobias Schulze hervorgeht. Brandmeyer will jedenfalls, dass die Himmelbett-Gärtner „etwas in der Nähe finden“ und mit dem Verein, der auch viele Umweltbildungsangebote macht, kooperieren.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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