Eine saubere Sache
Bezirk finanziert bundesweit erstes Duschmobil für obdachlose Frauen
Mit dem Duschmobil hat der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) ein weiteres Hilfsprojekt für obdachlose Frauen gestartet. Mit 40 500 Euro finanziert der Bezirk vorerst bis Ende des Jahres die zwei Sozialarbeiter, die ab sofort durch den Bezirk touren.
Mal in Ruhe duschen, saubere Unterwäsche anziehen, sich eincremen und pflegen und die Auszeit vom rauen Alltag genießen – das will der Sozialdienst katholischer Frauen mit seinem Duschmobil den Abgestürzten bieten. Das Projekt richtet sich an obdachlose Frauen, die in keine Notunterkunft mehr gehen wollen und auch sonst die Angebote der Wohnungslosenhilfe nicht nutzen. Aus Angst vor Gewalt und Übergriffen meiden Obdachlose oft solche Einrichtungen. Gerade für Frauen ist das harte Leben auf der Straße der Horror.
Der SKF, der auch den Tagestreff Evas Haltestelle in der Müllerstraße 126 betreibt, startet im Bezirk Mitte ein bundesweit einzigartiges Projekt. Fünf Mal die Woche tourt ein Duschmobil zu verschiedenen Orten, an denen zwei Sozialarbeiter obdachlose Frauen erreichen und ihnen helfen wollen. Der Bus wird zum Beispiel am Leopoldplatz, am Hansaplatz, im Großen Tiergarten, im Kurfürstenkiez und an der Straße des 17. Juni stehen. Ziel ist es, den Frauen eine Auszeit zu gönnen. Doch mit dem Projekt der sogenannten aufsuchenden Straßensozialarbeit wollen die Helfer mehr. Sie bieten den Frauen Beratung und vermitteln weitere Hilfen. Wenn die Frauen sich frisch geduscht und entspannt wohler fühlen, denken sie vielleicht über sich und ihre Situation nach und sind offener für Hilfsangebote, so die Hoffnung. Ein Hauptziel ist es, den Frauen das Senatsprojekt Housing First anzubieten. Dabei geht es darum, Obdachlose erstmal wieder in eine Wohnung zu bekommen. Mit weiteren Hilfen sollen sie so den Weg zurück in ein normales Leben finden.
90 Minuten raus aus dem Alltag auf der Straße
Das Duschmobil wird auch sonnabends zu den sozialen Brennpunkten fahren, weil dann viele Einrichtungen geschlossen sind. Die obdachlosen Frauen können bis zu 90 Minuten das Duschmobil zur Pflege und Erholung nutzen. Die Streetworker bieten einen kleinen Imbiss und ein Informations- und Beratungsgespräch an oder hören einfach nur zu. „Wir haben auch frische Unterwäsche an Bord“, sagt SKF-Sprecherin Ursula Snay. Pro Tag sollen bis zu fünf Frauen das Angebot nutzen können. Gepflegt und gewartet wird das Duschmobil durch das private Unterstützerteam, welches auch die Pflegemittel kostenlos bereitstellt.
Die Idee zum Duschmobil hatte Matthias Müller. Der Inhaber einer Berufsbekleidungsfirma hat so einen mobilen Duschwagen in Paris gesehen, in denen sich Wohnungslose waschen können. Der gelernte Maschinenbauer hat daraufhin einen Bus gekauft und ihn selbst zum Duschmobil umgebaut. Den Duschbus hat Müller dem SKF angeboten und geschenkt.
Es gibt eine vier Quadratmeter große Dusche mit Toilette und einen kleinen Sitzbereich. Das Fahrzeug hat einen 75-Liter-Tank. Eine Heizung sorgt für Warmwasser, Solarzellen auf dem Dach versorgen den Bus mit Strom. „Wir freuen uns riesig über das Vertrauen, dass Matthias Müller und sein Team von workerfashion in uns setzen“, so Rita Brandt, Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen Berlin. „Als wir vor einem halben Jahr von seiner Idee erfuhren, waren wir von Anfang an begeistert. Mit unserer langjährigen Erfahrung in der frauenspezifischen Wohnungslosenhilfe bringen wir dieses innovative Projekt ins Rollen. Seine Vision ist unsere Mission“, so die SKF-Chefin. Ursula Snay rechnet mit jährlichen Kosten von 80 000 bis 100 000 Euro. Ob der Senat im kommenden Jahr die Kosten übernimmt, ist noch unklar.
Weitere Informationen zum Duschmobil unter https://duschmobil.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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