Tierarzt schläfert letztes Wildschwein im Gehege des Volksparks Rehberge ein
Seit Jahren joggt Anke Ortmann im Park Rehberge, vorbei an den vier Wildgehegen. "Es ist wunderschön, dass es so etwas gibt", sagt die 28-jährige Doktorandin. Doch was sie am 26. Mai erlebt hat, macht die junge Frau traurig. Ein Tierarzt hat das letzte Wildschwein eingeschläfert. Das Tier war so an seine Pfleger gewöhnt, dass es freudig den zwei Mitarbeitern vom Grünflächenamt entgegenkam, die diesmal nicht zum Füttern da waren. Mit einer Spritze wurde der Eber eingeschläfert.
Die Mitarbeiter hätten Ortmann erklärt, dass das Tier weg musste, weil sich Besucher beschwert hätten. Ortmann kennt die Frau, die der Meinung ist, dass es für das Wildschwein als Gruppentier unerträglich sei, allein zu leben. Der Tierarzt habe ihr auch bestätigt, dass das Tier zwar wegen seines hohen Alters mit Medikamenten behandelt wurde, aber eine Einschläferung medizinisch nicht indiziert sei. Ortmann vermutet, dass das Schwein "auf Anordnung des Stadtrates" sterben musste; auch um Kosten zu sparen.
Diesen Verdacht weist der für das Wildgehege zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) zurück. "Es war die Entscheidung des Tierarztes, das Tier zu erlösen. Es gab keine Anweisung eines Stadtrates zur Einschläferung des Tieres", so Spallek. Der kastrierte Eber war etwa 35 Jahre alt und soll starke Arthrose an den Vorder- und Hinterbeinen gehabt haben. "Durch den Muskelschwund hatte er einen sehr unsicheren Gang und konnte nur mühsam aufstehen", so Spallek. Schon vor einem Jahr sei über eine Euthanasie nachgedacht worden. Wie Spallek sagt, wurde der Eber aufgrund der arthrosebedingten Schmerzen täglich mit Schmerzmitteln behandelt. Der Tierarzt war alle sechs Wochen vor Ort. "Nach Aussage des Tierarztes haben auch die vielen Beschwerden über den Zustand des Tieres von Parkbesuchern mit dazu geführt, die Entscheidung zur Euthanasie zu treffen", so der Stadtrat. Anke Ortmann kann das nicht glauben. "Das Tier war dem Alter entsprechend wohlauf", sagt sie.
Laut Spallek leben in den Gehegen derzeit noch 15 Mufflons, neun Stück Damwild und zwei Fasane. Anke Ortmann sagt, dass es nur noch einen Damhirsch gibt. Mehr hat der Reporter dieser Zeitung auch nicht gesehen. Einige Parkbesucher würden nun auch die Einschläferung dieses Tieres fordern, weil es allein leben muss. Die Pfleger hätten Ortmann gesagt, dass sie dies nun befürchten und die Dame gebeten, keine diesbezüglichen Beschwerden ins Bezirksamt zu schicken. Anke Ortmann will auf jeden Fall verhindern, dass weitere Tiere im Volkspark Rehberge getötet werden.
"Die Anlage muss bleiben", fordert die Jura-Doktorandin. Der Bezirk sollte lieber zusätzliche Rehe und neue Wildschweine beschaffen. Auch Kitakinder würden hier gern herkommen. "Wir wollen nicht, dass unser Park langsam ausstirbt", so Ortmann. Sie wird jetzt bei Bezirkspolitikern um Unterstützung werben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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