Keine Chance für das Poelzig-Haus
Einstiger Architekten-Sitz in Westend wird durch Mietshaus ersetzt
Der Appell des Vereins "Berliner Historische Mitte" an alle Institutionen, an denen der frühere Architekt Hans Poelzig gewirkt hatte, sich für den Erhalt seines letzten Wohnorts in der Tannenbergallee einzusetzen, dürfte wohl zu spät kommen. Rechtlich spricht nämlich nichts gegen den Abriss.
Der Eigentümer möchte das Hans-und-Marlene-Poelzig-Hauses dem Erdboden gleichmachen und ein Gebäude mit sechs Wohneinheiten errichten. Nach Empfinden des Vereins dürfe es dazu nicht kommen: „Allein das Gartendokument von so berühmten Gartenkünstlern wie Hermann Mattern, Kurt Foerster und sehr wahrscheinlich Hertha Hammerbacher zu erhalten, müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“, schreibt die Vorsitzende Annette Ahme. Angesichts seiner Leistungen könne es nicht sein, dass Poelzigs Wohn- und Atelierhaus abgerissen werde. Vielmehr müsse ein Museum für die junge Moderne daraus werden.
1990 war das Haus mit der Nummer 28 vom Landesdenkmalamt hinsichtlich einer möglichen Unterschutzstellung untersucht worden. Kein Denkmalschutz, urteilten die Fachleute. „Zu wenig Originalteile, zu stark überformt“, zitierte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) jetzt Gründe der Expertise. Der Einwand des Vereins, die Denkmalkriterien seien schon damals veraltet gewesen, dürfte ungehört bleiben.
Gerade erst wanderte die Causa auf den Schreibtisch von Stadtrat Arne Herz (CDU), dem als Leiter des Amtes Abteilung Bürgerdienste, Wirtschafts- und Ordnungsangelegenheiten die Überprüfung des Zweckentfremdungsverbots obliegt. Weil der Eigentümer bereits eine Baugenehmigung für den rechtlich erforderlichen Ersatzwohnraum für nicht mehr als 7,92 Euro pro Quadratmeter Nettokaltmiete vorgelegt hat, gebe es an seinen Plänen nichts zu rütteln, sagte Herz. „Er braucht keine Abrissgenehmigung, kann theoretisch sofort anfangen.“
In Berlin spielte Hans Poelzig in den Kämpfen um die Durchsetzung der Modernen Architektur in den 20er-Jahren eine Rolle. Ein für ihn charakteristischer Bau ist das "Haus des Rundfunks" aus dem Jahr 1930 an der Masurenallee. Poelzig war unter anderem Stadtbaurat in Dresden, Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, arbeitete an der Akademie der Künste in Berlin, war Lehrer und Direktor an der Königlichen Kunst- und Kunsgewerbeschule in Breslau, die Technische Hochschule Stuttgart verlieh ihm 1929 die Ehrendoktorwürde.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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