„Ein Meisterwerk der Moderne“
Rund 100 Menschen demonstrieren für Erhalt des Hauses Marlene Poelzig

Die Künstlerin Hannah Cooke (l.) und Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, enthüllen die neue Erinnerungstafel für Marlene Poelzig. | Foto: K. Rabe
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  • Die Künstlerin Hannah Cooke (l.) und Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, enthüllen die neue Erinnerungstafel für Marlene Poelzig.
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Das Wohn- und Atelierhaus der Familie Poelzig in der Tannenbergallee 28 wurde 1930 nach dem Entwurf der Bildhauerin und Architektin Marlene Poelzig gebaut. Aktuell ist das inzwischen stark verfallene Gebäude vom Abriss bedroht. Dagegen demonstrierten am 18. Juni an die 100 Menschen.

Bereits im Sommer 2020 rief eine Petition zu Erhalt und Denkmalschutz des verfallenden und vom Abriss bedrohten Gebäudes auf. Knapp 5000 Unterschriften wurden gesammelt. Seitdem bemüht sich eine Initiative aus Bürgern, Baukultur-Experten und Interessierten sowohl für den Erhalt der Überreste des Hauses als auch für die Anerkennung des Lebenswerks der Architektin. Das Haus Marlene Poelzig sei ein herausragendes Beispiel der Architektur der Moderne und für die Emanzipation von Architektinnen im frühen 20. Jahrhundert und daher unbedingt erhaltenswert, begründet die Initiative ihr Engagement.

Meisterinnen des Bauwesens mehr würdigen

„Marlene Poelzig hat mit dem außergewöhnlichen Atelier- und Wohnhaus ein kleines Meisterwerk der Moderne geplant und gebaut“, sagte Ulrike Lauber, Architektin und Professorin an der Beuth-Hochschule, auf der Demonstration. Die Initiative wolle das Gebäude schützen und der Öffentlichkeit zugänglich machen, erklärte sie. Stellvertretend für viele zu wenig gewürdigte Lebensläufe soll in Zukunft hier die Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Schaffen von Meisterinnen des Bauwesens befördert werden, betont Lauber. Als langfristige Vision strebt die Initiative die Etablierung eines Stipendien-Programms für Meisterinnen der Baukultur an. Das Hauses Marlene Poelzig wäre ein idealer Ort.

Gedenkplatte enthüllt

Im Rahmen der Demonstration wurde am Eingangstor zum Garten des Hauses eine Gedenkplakette enthüllt. Gestaltet und angebracht wurde die weiße, aus Gips gegossene Platte von der Künstlerin Hannah Cooke. Mit goldenen Lettern wird darauf über die tatsächliche Architektin des Hauses informiert. Die historische Plakette, die bis vor Kurzem an derselben Stelle hing, würdigte nur den Ehemann Hans Poelzig als „großen Architekten und Lehrer“. Marlene Poelzig wurde mit keiner Silbe erwähnt.

Mit dem Eigentümer im Gespräch

Die neue Tafel soll auch dazu beitragen, dass Anwohner und der Eigentümer mit der Initiative in einen Dialog über die Zukunft des Hauses treten mögen. Eigentümer ist ein Privatmann, der das Objekt vor einigen Jahren gekauft hatte. Er plant, das Haus abzureißen und auf dem Grundstück Wohnungsneubau zu realisieren. Eine gültige Abrissgenehmigung liegt vor. Inzwischen hat die Initiative Kontakt aufgenommen. Zunächst soll ein Abrissstopp erwirkt und anschließend ein Finanzierungsmodell erarbeitet werden.

„Erste Abstimmungen zu einer möglichen Finanzierung von Ankauf, Instandsetzung und Betrieb haben bereits stattgefunden“, teilt die Initiative auf ihrer Homepage mit. So hätten verschiedene Stiftungen Interesse an einer Förderallianz signalisiert.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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