"West Alliierte in Berlin e.V." eröffnet Museum am Olympischen Platz
Wie könnte er Hassan vergessen? Den treuen Freund an seiner Seite. Einer, mit dem richtigen Näschen und dem nötigen Biss. Als Ingo Rösike noch Hundeführer der britischen Wachpolizei war, schützte er mit Schäferhund Hassan Liegenschaften. Heute hat er seinem tierischen Kollegen eine Art Schrein gewidmet im neu eröffneten Museums des Vereins "West Alliierte in Berlin", als dessen zweiter Vorsitzender er seine private Sammlung in Vitrinen steckte. Das Kuriose an Rösikes Hassan-Hommage: "Ich hatte früher Angst vor Hunden."
Manchmal kommt es eben anders als man denkt. Wer hätte zum Beispiel vermutet, dass der Tempelhofer Verein plötzlich einen Diskuswurf vom Olympiastadion entfernt heimisch werden würde? Nach Verhandlungen mit der Verwaltung des Geländes war für den Vorsitzenden Ralph Schulz und seine "Kompanie" klar: "Das wird unsere Basis."
Weil das neue Domizil schwierig zu finden ist, ließ man zu Ostern am Eingang die Dudelsäcke der Spandauer Gruppe "Black Kilts" erklingen. Aber für den alltäglichen Betrieb taugt derart aufwendige akustische Zielführung natürlich nicht. Wer sich am Olympischen Platz vom Stadion fortbewegt und zur Linken alle Fan-Buden passiert, stößt auf ein kleines Tor. Hier tritt man ein.
Beim Betreten der voll ausgenutzten Museumsräume werden wohl die wenigsten erahnen, dass es sich um das alte Umkleidehaus des Hockeystadions handelt. Nicht nur die Vermieter gaben sich großzügig, sondern auch namhafte Großmuseen, die Rahmen und Vitrinen stifteten. Darin drapiert: Abzeichen, Kordeln, Dokumente. Alle ähnlich, doch in Details verschieden, je nachdem, ob sie aus französischen, britischen oder amerikanischen Beständen stammen. Was bislang in Wohnungen und Kellern der Mitglieder verborgen blieb, darf nun jeder bestaunen. Und zwar kostenlos. "Wir wollen, dass sich der Besucher wohlfühlt und am Ende mit einer Spende zeigt, was es ihm wert war", sagt Rösike. "Die Spanne lag bisher bei 0 bis 50 Euro."
Weitere 100 Euro legte Luftbrücken-Botschafter Joachim Kiau auf den Tisch. "Ich wünsche mir, dass gerade jüngere Berliner einen Besuch wagen", ermuntert er Schulen, die Erinnerungen an Alliierte lebendig zu halten. Kiaus Kontakten ist es zu verdanken, dass ein ganz neues Schaustück Einzug hielt: das Gemälde mit einer Interpretation der Freiheitsglocke der Künstlerin Gala von Reichenfels. "Mir gefällt, dass diese Glocke vom amerikanischen Volk gestiftet wurde und ein Gegenklang wurde zur Macht der Sowjets in Ost-Berlin", erklärte die Künstlerin zur Übergabe. Lange Jahre hat sich von Reichenfels mit Aktmalerei und Arbeiten mit Luftbrücken-Motiven einen Namen gemacht. Nun lebt sie der Liebe wegen in Nürnberg. Aber ihre Verbindungen zu Bayern und dem Alliierten-Verein scheint ähnlich eng wie jene zwischen den Westmächten und dem eingemauerten Teil Berlins.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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