Wohnungen über dem Wasser
Degewo plant sechs Wohnhäuser überm Regenrückhaltebecken
Not macht erfinderisch. So auch die prekäre Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Wohnungen werden dringend gebraucht, aber Bauflächen sind knapp. Jetzt hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo eine außergewöhnliche Idee: Sie will das Regenrückhaltebecken an der Forckenbeckstraße mit Wohnungen überbauen.
Das einzigartige Bauprojekt könnte bei Umsetzung immerhin 200 bezahlbare Wohnungen schaffen. Geplant sind Ein- bis Vier-Raum-Wohnungen, wovon die Hälfte für 6,50 Euro pro Quadratmeter vermietet werden soll. Die andere Hälfte der Wohnungen soll zirka elf Euro pro Quadratmeter kosten.
Doch wie soll das Bauprojekt umgesetzt werden? Immerhin ist das Becken sowie die ganze umgrenzende Anlage eine offizielle Grünfläche.
Wasserbecken oder Freizeitfläche
Die Degewo als Investor stellte ihr Projekt kürzlich im Stadtentwicklungsausschuss vor. Geplant sind ingesamt sieben Häuser mit bis zu sechs Geschossen, die auf einem Plateau in Höhe von zirka 4,50 Metern über dem Wasser gebaut werden. Die Höhe von 4,50 Metern würde in etwa der maximalen Höhe des Wasserspiegels im Becken entsprechen. Wenn in regenarmen Zeiten kein Wasser im Becken ist, könnten die Mieter die Fläche für Freizeitaktivitäten oder zur Erholung nutzen, erklärt Architekt Peter Deluse seine Idee. Er könnte sich Basketballplatz oder Skaterpark unter den Häusern vorstellen.
Kläranlage geplant
Eine Lösung müsste auch gefunden werden, wie zukünftig das aufgefangene Regenwasser gereinigt und geklärt wird. Derzeit müsste das Becken regelmäßig entschlammt werden. Außerdem werde dort immer wieder Müll entsorgt. Selbst Fahrräder wurden schon auf dem Grund des Beckens gefunden. Das führt zu Gestank im Sommer. Die Degewo plant daher, gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben eine Kläranlage einzubauen. Dann würde das Wasser nicht mehr stinken.
Die FDP-Fraktion zeigte sich sehr angetan von diesem Projekt. Die Fraktion hatte ohnehin gerade in einem Antrag dazu aufgefordert, unter anderem Möglichkeiten für eine Überbauung von Regenwasserbecken aufzulisten. Die Knappheit an Wohnraum mache es erforderlich, über neue Flächenpotenziale nachzudenken und kreativen Ideen offen gegenüber zu stehen. Bei dem vorgestellten Projekt könnten gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, sagte Johannes Heyne, baupolitischer Sprecher der FDP: Einerseits würde etwas für die Reinigung des Wassers getan und zum anderen dringend benötigter Wohnraum geschaffen.
Grünfläche umwidmen
Einen Haken hat die Sache dennoch: In Charlottenburg-Wilmersdorf ist die Bebauung von Grünflächen verboten. Das wurde seinerzeit so mit einem Bürgerentscheid beschlossen. Also müsste die landeseigene Fläche zunächst umgewidmet werden.
Am Ende der Diskussion einigten sich FDP und SPD auf einen gemeinsamen Antrag, um die Realisierung des Vorhabens voranzutreiben. Die CDU trat dem Antrag bei. Außer den Grünen stimmten alle Fraktionen für den Antrag.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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