Spendenflaute: Christian Meyer braucht Hilfe bei der Pflege seiner Gartenkunst
Wilmersdorf. Es blüht so makellos, dass es Passanten selbstverständlich schön erscheint. Doch das kunstvoll bepflanzte Staudenbeet an der Bushaltestelle Olivaer Platz hat Spenden dringender nötig als je zuvor. Jetzt ging der Pate mit seinem Team in Vorleistung – und pflanzte 1500 Tulpen.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter – wollte Vivaldi das Werden und Vergehen der Natur in Noten nachahmen, so versucht es Landschaftsplaner Christian Meyer in der ihm eigenen Sprache: mit dem Heranziehen von Gräsern und Blumen. Sein botanisches Wechselspiel der Jahreszeiten auf dem dreieckigen Beet zwischen Kurfürstendamm und Olivaer Platz hat in 19 Jahren der Pflege eine Perfektion erreicht, die ihm womöglich zum Verhängnis wird.
Nicht wenige Passanten mutmaßen: Was so tadellos sprießt, muss finanziell gesichert sein. Irrtum. Zwischen 3000 und 4000 Euro pro Jahr kostet es, das Werk namens „Einzug der Gräser und Blütenstauden am Kurfürstendamm“ in voller Blüte zu erhalten. „Woran es liegt, kann ich nicht genau sagen. In den früheren Jahren hatten wir so viel Spenden, dass wir uns darüber keine Gedanken machen mussten. Aber in diesem Jahr ging das Spendenaufkommen um 50 Prozent zurück“, stellt Pate Christian Meyer fest.
Ebbe in der Kasse
1500 bis 2000 Euro binnen zwölf Monaten schenken die Bürger dem Projekt im Normalfall. Hinzu kommen 500 Euro Ehrenamtsmittel vom Bezirk oder kleinere Einzelbeträge. Und Geld aus Christian Meyers eigener Tasche. Selbst draufzahlen im Sinne der Gartenkunst – für ihn eine Frage der Ehre. Schließlich nutzt er das Staudendreieck auch als Paradebeispiel, wirbt damit Kunden für seine Firma, die dann in deren privaten Gärten ähnliche Leistungen erbringt.
Ausgerechnet jetzt, fast 20 Jahre nach dem Start des Projekts, herrscht erstmals Ebbe in der Kasse. Seit 1997 also knien seine Freiwilligentrupps am Beet, feilen unter Anleitung von Meyer an ihrem Arrangement aus Astern, Begonien und Tulpen. Diese Arbeit geschieht im Namen des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, der an so vielen Orten vor der Last der Grünflächenpflege kapitulieren musste.
Das Elend am Straßenrand – erst recht ein Ansporn für den Kenner. „Ich wollte damals auf dieser Fläche zeigen, was bei optimaler Pflege möglich ist“, erklärt Meyer seine Motivation. In dem Sinne schuf sein Team ein Aushängeschild für gärtnerische Arbeit als Gegenpol zur Sparwut dieser Zeit.
Selbst die Art und Weise wie das Gartenkunstwerk in diesen Tagen nach und nach verblüht – auch das ist Teil des Konzepts. Nur das Werk an sich soll nicht vergehen. Es wird so oft und in dem Maße neu austreiben, wie es sich der aufmerksame Passant des Ku'damms etwas kosten lässt. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.