Widerstand – Erinnerung – Versöhnung
Ausstellung im Rathaus Reinickendorf würdigt das Leben und Wirken von Wladyslaw Bartoszewski

Anita Baranowska-Koch, stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin (links), zusammen mit BVV-Vorsteherin Kerstin Köppen (CDU) vor dem Plakat zur Ausstellung. | Foto:  Gerd Koch
  • Anita Baranowska-Koch, stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin (links), zusammen mit BVV-Vorsteherin Kerstin Köppen (CDU) vor dem Plakat zur Ausstellung.
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Wladyslaw Bartoszewski (1922-2015) war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der jüngeren polnischen Geschichte. Ihm ist eine Ausstellung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft gewidmet, die vom 7. November bis 1. Dezember im Rathaus Reinickendorf zu sehen ist.

Bartoszewski, der aus einer katholischen Beamtenfamilie stammte, erlebte im September 1939 den deutschen Überfall auf Polen. Ein Jahr später wurde er in Warschau verhaftet und war mehr als sechs Monate im Konzentrationslager inhaftiert. Dass er wieder freikam, sei einer Intervention des Roten Kreuzes zu verdanken gewesen, wie er später erzählte. Danach schloss sich Wladyslaw Bartoszewski dem polnischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung an. Er war Teil einer Geheimorganisation, die Juden mithilfe gefälschter Papiere vor Deportation und Tod rettete und beteiligte sich 1944 am Warschauer Aufstand.

Nach Kriegsende, einem Studium und kurzzeitiger Arbeit als Journalist geriet Bartoszewski in das Visier der nun regierenden Kommunisten. Zwischen 1946 und 1948 und erneut ab Ende 1949 bis August 1954 war er insgesamt mehr als sechs Jahre eingesperrt. 1955 wurde er rehabilitiert und arbeitete danach als Historiker und Publizist.

Eine erneute Inhaftierung folgte 1981, nachdem sich Wladyslaw Bartoszewski zuvor in der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc engagiert hatte. Seine Freilassung gelang in diesem Fall mithilfe einer befreundeten Familie. Er war danach zeitweise auch Gastprofessor an verschiedenen deutschen Universitäten.

Schon dieser Werdegang steht für ein außergewöhnliches Leben, das auch nach dem Ende des Kommunismus in Polen aufregend weiterverlief. 1990 bis 1995 war Wladyslaw Bartoszewski zunächst Botschafter in Wien und danach neun Monate das erste Mal Außenminister seines Landes. Nach der Niederlage von Lech Walesa bei der Präsidentschaftswahl trat er zurück. Zwischen 2000 und 2001 folgte eine Rückkehr in dieses Amt.

Bartoszewski hat sich danach der polnischen Bürgerplattform angeschlossen und wurde 2007 nach der ersten Wahl von Donald Tusk zum Ministerpräsidenten Staatssekretär und außenpolitischer Berater des Premiers. In dieser Funktion sollte er sich vor allem um die polnisch-deutschen und polnisch-jüdischen Beziehungen kümmern. In scharfem Gegensatz stand er zu der zuvor und ab 2015 erneut amtierenden PiS-Regierung. Mit ihr seien „Amateur-Diplomaten“ am Werk. Der Ausgang der Parlamentswahl in Polen am 14. Oktober dürfte ihm wohl sehr gefallen haben.

Trotz oder wegen seiner Biografie ist für Wladyslaw Bartoszewski die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland zum Lebensthema geworden. Gewürdigt wurde das bereits 1986, als ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde. 1995 sprach er im Bundestag anlässlich des 50. Jahrestags des Kriegsendes. Auch sein Eintreten für Demokratie, Menschenrechte, Schutz vor Minderheiten basiert nicht zuletzt auf eigenen Erfahrungen.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über sein Leben und Wirken. Dabei rücken die Themen in den Fokus, die Bartoszewski am wichtigsten waren und die „einen spannenden Einblick in seine facettenreiche Persönlichkeit geben“, wie es in der Ankündigung zur Ausstellung heißt. Kuratiert wurde die Schau von Dr. Marcin Barcz, einem langjährigen Assistenten von Wladyslaw Bartoszewski.

Die Ausstellung „Widerstand – Erinnerung – Versöhnung“ ist ab 8. November bis 1. Dezember in der Südgalerie des Rathauses am Eichborndamm 215 von Montag bis Freitag, 9 bis 18 zu sehen. Die Vernissage findet am Dienstag, 7. November, um 16.30 Uhr statt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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