Ein langer Sonnabend für den Piks
Warum sich der Wittenauer Apotheker Jörn Janssen an der Impfkampagne beteiligt
Seit 8. Februar können auch Apotheken gegen das Coronavirus impfen. Die Möglichkeit wird in Berlin bisher jedoch nur von einem geringen Teil der rund 800 Pharmaziegeschäfte genutzt, eines ist die Bären-Apotheke in der Oranienburger Straße.
Warum die Beteiligung so bescheiden ist, dafür liefert Stefan Schmidt, Sprecher des Berliner Apotheker-Vereins einige Erklärungen. Wer ein Impfangebot machen wollte, musste sich zuvor einer Schulung unterziehen, erinnert er. Viele Apotheken litten zudem unter Personalmangel, der sich durch Ausfälle wegen Omikron noch verstärkt habe. Auch sei die Nachfrage bei den Impfzentren derzeit eher gering. Und schließlich seien häufig die Räumlichkeiten gar nicht vorhanden, um während der Öffnungszeiten auch noch zu impfen.
Wie wenig Apotheken sich bisher an der Impfkampagne beteiligen, wird auf der Website www.mein-apothekenmanager.de deutlich. Unter dem Stichwort "Berlin-Reinickendorf" war bis 10. Februar nur die "Diamant Apotheke" im Einkaufszentrum "Clou" am Kurt-Schumacher-Damm 1-15 verzeichnet. Sie bietet am Sonntag, 27. Februar einen Impftag an (Anmeldungen unter www.diamantapo.berlin). Geplant seien weitere Termine, voraussichtlich zwei Mal im Monat. Sie könnten eventuell vor, teilweise auch während der Öffnungszeiten stattfinden.
Die Bären-Apotheke von Jörn Janssen beteiligt sich ebenfalls an der Impfkampagne und lädt am Sonnabend, 26. Februar zu einem Impfnachmittag. Beginn ist um 14.30 Uhr, wenn das Geschäft schließt. Wie lange die Aktion dauert, hängt von der Nachfrage ab. Termine gibt es nach Anmeldung, auch um lange Wartezeiten zu vermeiden.
Jörn Janssen freut sich, dass er durch er sein Angebot weitere Menschen zum Impfen animieren könne. Außerdem hält er gerade Apotheken als Impforte für geeignet, weil sie auch von Menschen aufgesucht würden, die schon lange nicht mehr zum Arzt gegangen sind. Schon deshalb läuft die Kritik von Medizinerverbänden gegen das Impfen im pharmazeutischen Bereich bei ihm ins Leere.
Dazu hätten Apotheken einen direkten, oft persönlichen und niederschwelligen Kundenkontakt. Auch das könnte vielleicht manchen dazu bewegen, sich dort die Spritze setzen zu lassen. Seit bekannt geworden sei, dass er eine Impfaktion plane, hätten sich bereits einige Leute bei ihm gemeldet, darunter sogar Personen, die sich erst jetzt zum ersten Piks entschließen.
Die Bären-Apotheke bietet alle Corona-Impfungen an. Gespritzt wird Biontech und Moderna. Neben dem Chef haben außerdem zwei Mitarbeiter die Schulung durchlaufen. Bei der Organisation sei auch berücksichtigt, dass sich Geimpfte weitere 15 Minuten nach der Spritze in den Räumen aufhalten können, falls sich unerwartete Nebenwirkungen einstellen sollten.
Ein ziemlicher Aufwand für eine Aktion, bei der niemand weiß, auf welche Resonanz sie stößt. Aber selbst wenn nur 20 kommen, hätten weitere 20 Menschen einen größeren Schutz, sagt Jörn Janssen.
Gleichzeitig findet er, dass die Impfkampagne der Apotheken viel zu spät kommt. Sie hätte nach seiner Meinung eigentlich schon Ende vergangenen Jahres starten sollen, etwa im Dezember, als innerhalb weniger Wochen rund 20 Millionen Bundesbürger einen Piks bekamen. Jetzt laufe sie dagegen parallel zu einer ziemlichen Impfzurückhaltung.
Jörn Janssen sieht sein Angebot deshalb auch als eine Art Test. Zum einen dafür, in welcher Größenordnung es Menschen gegen den Trend annehmen. Wären es viele, kann er sich auch einen weiteren Aktionstag vorstellen.
Noch mehr geht sein Blick in die Zukunft. Niemand könne ausschließen, dass wir ab Herbst 2022 vor einer ähnlichen Situation stehen, wie ein Jahr zuvor. Vielleicht müssten dann erneut massenweise Impfungen verabreicht und dafür Einrichtungen bereitgestellt werden. Auch auf die Apotheken käme es dann an. Vor allem auf solche, die bereits Impferfahrungen vorweisen könnten.
Impfnachmittag der Bären-Apotheke, Oranienburger Straße 85-86 (nahe Bahnhof Wittenau), Sonnabend, 26. Februar, um 14.30 Uhr. Impfanmeldungen unter Telefon 40 91 11 12, E-Mail: info@baeren-apotheke.de oder auf www.baeren-apotheke-berlin.de/
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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