Zwei Pioniere des Fernsehens
Straßen im Kiez tragen Namen von Technikern der Anfangszeit
Der Ortsteil Adlershof ist seit Aufnahme des Sendebetriebs des Deutschen Fernsehfunks 1952 eng mit dem Medium Fernsehen verbunden. Auf Straßenschildern werden auch zwei technische Pioniere gewürdigt.
Paul Nipkow (1860-1940) hatte bereits 1883 ein elektrisches Teleskop erdacht, mit dem sich Bilder in Zeilen und Punkte zerlegen und dann über Kabel übertragen ließen. Zwei Jahre später erhielt Nipkow dafür sogar ein Patent. Und weil zur Erfindung eine schöne Erfindergeschichte gehört, erzählte er, dass ihm die Idee zum Fernsehen Heiligabend 1883 in seiner möblierten Studentenbude kam, als er einsam vor seiner Petroleumlampe saß. In der Anfangszeit des Fernsehens wurde dann die von ihm erdachte Nipkowscheibe tatsächlich verwendet. Schnell setzten sich jedoch elektronische Hilfsmittel wie Fernsehaufnahmeröhre und Bildröhre durch. Als der erste Fernsehsender der Welt 1935 in Berlin in Betrieb ging, ehrten die Verantwortlichen der Reichspost den Erfinder, in dem der neue Sender den Namen Paul Nipkow erhielt. Ein Jahr später konnte er dann in einer öffentlichen Fernsehstube in Berlin die Wettkämpfe der Olympischen Spiele betrachten.
Ganz in der Nähe der Rudower Chaussee gibt es die Ernst-Augustin-Straße, genau dort, wo Deutscher Fernsehfunk und später das Fernsehen der DDR ihren Sitz hatten. Augustin (1902-1961) hatte es vom Laufburschen über den Bäckergehilfen zum Elektromonteur und später zum Elektroingenieur gebracht. In seiner Zeit als technischer Leiter des Rundfunkbetriebs Berlin fanden Direktübertragungen aus einem fliegenden Zeppelin-Luftschiff und einem Kraft-durch-Freude-Urlauberschiff auf hoher See statt. Im Jahr 1936 wurde er technischer Leiter des Fernsehsenders Paul Nipkow. In seiner Blankenfelder Wohnung soll 1938 bereits einer der ersten Fernsehempfänger gestanden haben. Nach dem Krieg, ab 1949, war er am Aufbau des Deutschen Fernsehfunks in Adlershof beteiligt. Auch damals stand ein dienstlicher Fernsehempfänger in der Wohnung des Ingenieurs. Sogar die Familie wurde eingespannt, um die Versuchssendungen aus Berlin im nahen Blankenfelde auszuwerten und die Ergebnisse nach Adlershof durchzugeben, wie der damals 15-jährige Sohn in einem Beitrag des Kulturvereins Blankenfelde berichtet. Mit einem Straßenschild am Ort seines Wirkens hat auch Ernst Augustin 2002 eine verdiente Würdigung erhalten. Die Nipkowstraße erhielt bereits 1951 ihren Namen, weil in der DDR der bisherige Name Kaiser-Wilhelm-Straße nicht mehr zeitgemäß erschien.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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