Karl Marx kehrt zurück
Universitätsarchiv verfügt jetzt über das Abgangszeugnis von 1841
Der Philosoph Karl Marx (1818-1883) hat als Student fünf Jahre die heutige Humboldt-Universität besucht. Mit seinem Abgangszeugnis kehrte jetzt ein wichtiges Dokument aus dem Leben des Wissenschaftlers zurück.
Aleksandra Pawliczek, Leiterin des Universitätsarchivs der Humboldt-Universität, hält eine schlichte gelbe Mappe in den Händen. Ein Archivzettel weist sie noch als Eigentum des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED aus. Denn dort hatte das wertvolle Dokument von 1961 bis zum Ende der DDR gelegen. Die parteieigene Kaderschmiede hatte sich das Zeugnis damals von der Universität aushändigen lassen.
„Eine Kollegin hatte vor einiger Zeit die Kopie des Zeugnisses eingesehen und den Vermerk mit der Übergabe an das SED-Institut entdeckt. Recherchen ergaben, dass das Abgangszeugnis nach dem Ende der DDR im Bundesarchiv gelandet ist. Nachdem wir Kontakt aufgenommen hatten, wurde schnell eine Rückgabe vereinbart“, berichtet Archivleiterin Pawliczek. Der Zustand des dreiseitigen Dokuments ist gut, vermutlich wurde es um 1970 restauriert. Die Seiten sind mit Japanpapier verstärkt. Nur die Tinte des Kanzleischreibers ist im Gegensatz zur Druckerschwärze des Vordrucks verblasst. Vermutlich wurde damals noch Eisengallusttinte verwendet, die zum Verblassen neigt. „Es ist aber alles noch lesbar. Es fällt auf, dass der Schreiber viel mit Abkürzungen gearbeitet hat“, meint Aleksandra Pawliczek.
Bei dem jetzt in den Schoß der Uni zurück gekehrten Dokument handelt es sich allerdings um die Zweitschrift, die von vorne herein für das Archiv der Universität ausgefertigt wurde. „Karl Marx hat wahrscheinlich eine repräsentative Ausfertigung in Schönschrift bekommen. Über deren Verbleib ist aber nichts bekannt“, so die Archivleiterin.
Wer das Zeugnis vom 30. März 1841 liest, erfährt, dass Marx unter anderem Vorlesungen in Kriminalrecht, Kirchenrecht, Erbrecht und Geografie besucht hat. Im Kriminalrecht wird die Teilnahme mit „ausgezeichnet fleißig“, in allgemeiner Geografie bescheidener mit „belegt“ bewertet. Hinsichtlich seines Verhaltens an der Universität wurde vermerkt, das Marx mehrmals wegen Schulden verklagt worden ist.
Im Universitätsarchiv der Humboldt-Universität an der Wagner-Régeny-Straße wird das Gedächtnis der Berliner Universität seit der Eröffnung 1810 aufbewahrt. Rund zehn Kilometer Akten stehen dort bei 18 bis 20 Grad und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. In den nächsten Wochen beginnen die Arbeiten für einen Anbau, in dem ab Ende 2019 weitere 2,5 Kilometer Akten und Dokumente untergebracht werden können.
Wissenswertes auch unter www.ub.hu-berlin.de.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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