Im Fundus sind die Türen auf
Historische Sammlung des Deutschen Fernsehfunks ist wieder gefragt

Anne Becker vor eine Sammlung historischer Rundfunkgeräte. | Foto: Ralf Drescher
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Vor rund zwei Jahren hatte die Berliner Woche von der Schließung des „Adlershofer Fundus“ berichtet. Seit ein paar Monaten ist wieder geöffnet und Filmausstatter bedienen sich trotz der Coronakrise.

„Inzwischen gibt es Vorgaben der Berufsgenossenschaft, mit denen unter Einhaltung der nötigen Regeln wieder gedreht werden kann. Die ersten Ausstatter waren schon hier und haben sich Requisiten zeigen und reservieren lassen“, berichtet Anne Becker.

Die Mittfünfzigerin hat schon zu Zeiten des Deutschen Fernsehfunks im Bereich Kostümbild hier gearbeitet. Als nach der Schließung 2018 die Versteigerung der umfangreichen, seit 1952 aufgebauten Sammlung an Ausstattungsstücken und Kostümen drohte, hatte sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Fundus als Ganzes zu unterhalten, sogar Briefe an den Kultursenator geschrieben. Letztlich hat das Immobilienunternehmen Navigo Capital mit eine Tochterfirma den Adlershofer Fundus übernommen und damit der Film- und Fernsehbranche erhalten.

40 Jahre ostdeutsche Fernsehgeschichte

Die Mitarbeiter haben nicht nur rund 40 Jahre ostdeutsche Fernsehgeschichte begleitet und Willi Schwabes Rumpelkammer ebenso ausgestattet wie Straßenfeger wie „Daniel Druskat“ und viele „Polizeiruf“-Folgen. Auch nach der Wende ging es weiter, mit den „Zutaten“ für Filme wie „Good bye, Lenin!" und „Sonnenallee“.

Die Magazinräume im Keller eines Plattenbaus an der Ernst-Augustin-Straße beherbergen fast alles, was das Filmausstatterherz begehrt. Hunderte Radios, Fernsehgeräte, Schreibmaschinen und Kameras aus vielen Jahrzehnten, Briefkästen von Kaiserlicher Post bis Deutscher Post der DDR, Bier- und Schnapsflaschen, eine ganze Wand voller Gitarren, Möbel für alle Arten von Zimmern, Musikinstrumente, Fahrräder.

Telefonbücher von damals

„Wir haben sogar historische Telefonbücher. Für eine in den Dreißigern spielende Erich-Kästner-Verfilmung konnten wir darin nachsehen, wie lang damals Berliner Telefonnummern waren, damit das im Film korrekt wiedergegeben wird“, erzählt Anne Becker.

Zu den ersten Produktionen, die der Fundus nach der Wiedereröffnung ausstatten konnte, gehören „Alexander Haußmanns Stasikomödie“ (Premiere im Herbst) und die TV-Serie „Deutschland 89“.

„Wir statten nicht nur Film- und Fernsehproduktionen aus, sondern auch Theaterstücke und Fotoshootings. Für private Kostümfeste stehen wir allerdings nicht zur Verfügung, da gibt es auch hier vor Ort andere Anbieter“, sagt Anne Becker. Der Fundus öffnet derzeit nach Vereinbarung, Besucher sollten eine Mund-Nasen-Maske mitbringen. Informationen unter Telefon 66 50 41 75 oder Telefon 0176/72 68 34 42.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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