Windkanäle, Labore und ein alter Brunnen
Der riesige Betonring, der inzwischen sogar der Straße "Zum großen Windkanal" den Namen gab, ist ein steinerner Zeuge dieser Tradition. Erbaut Mitte der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, diente er einst der Erprobung von Hochgeschwindigkeitsflugzeugen und der ersten Düsenjäger. Wie fast das gesamte Areal überstand Deutschlands modernster Windkanal zwar das Kriegsende, jedoch nicht die Demontage durch die russischen Besatzer. An die Übernahme erinnert noch heute eine von Denkmalschützern gesicherte Inschrift mit kyrillischen Schriftzeichen "Proweren, min njet" (kontrolliert, keine Minen). Der Windkanal steht unter Denkmalschutz, ist aber eine leere Hülle. Gelegentlich finden im Innern sogar Konzerte statt. Ein paar Schritte weiter an der Rudower Chaussee stehen zwei Gebäude aus der Anfangszeit der Luftfahrtforschung. Sie wurden 1912 und 1918 als Labore errichtet.
Nach 1990 denkmalgerecht restauriert, bieten sie einem bei Studenten und Wissenschaftlern beliebten Lokal Platz. Im Innern hängt zur Erinnerung an die Luftfahrtgeschichte der Nachbau eines Grade-Eindeckers. Vor dem Lokal steht ein Wahrzeichen, das den heutigen Wissenschaftsstandort Adlershof verdeutlichen soll. "Kopfbewegung" heißt die Plastik aus Stahl und Kunststoff, geschaffen von den Künstlerinnen Josefine Günschel und Margund Smolka. In den beiden fast zwei Meter hohen weißen Köpfen sind zahlreiche Schrittmotoren verbaut. Vom Computer gesteuert, verändern die Köpfe nicht nur ihre Lage zueinander, sondern auch ihr Profil. Manchmal scheinen sie zu lächeln, zwei Minuten später wirken sie eher wie eine vor dem Auswickeln stehende altägyptische Mumie.
Oder steht das Turmgebäude des früheren Deutschen Fernsehfunks für Adlershof? Es wurde vom Bauhausarchitekten Franz Ehrlich erbaut. Immerhin flimmerten von hier aus für Jahrzehnte nicht nur Schnitzlers "Schwarzer Kanal" und andere Propaganda, sondern auch das Sandmännchen und der alte Film mit Rühmann und Co über die Ost- und sicher auch einige Westberliner Bildschirme.
Und auch die "alten" Adlershofer, wie sich die Bewohner der 260 Jahre alten früheren Kolonie von Gnaden Friedrich des Großenselbst nennen, haben ihr Wahrzeichen. Während die Dörpfeldstraße ständig ihr Antlitz ändert und kaum als Wahrzeichen taugt, zeigt der Marktbrunnen Beständigkeit. Der von Alfred Krause geschaffene Brunnen steht seit 1912 hier und sprudelt und sprudelt und sprudelt, wenn er nicht gerade wieder einmal wegen Vandalismusschäden repariert werden muss. Den bronzenen Löwenkopf - eigentlich war ein Adler geplant - kauften die sparsamen Adlershofer übrigens, weil er gerade ganz besonders preisgünstig zu haben war.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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