Erhard Kemnitz entwickelte neue Technologie
Wie die Nanotechnologie, die Professor Erhard Kemnitz entwickelt hat. Die ist inzwischen patentiert, damit zumindest nicht mehr ganz geheim, aber trotzdem kaum sichtbar.
Der Professor, im Hauptberuf Lehrstuhlinhaber am Institut für Chemie der Humboldt-Universität, hält ein kleines Kunststoffschälchen in der Hand. Hier drin ist die geheimnisvolle Lösung, die hauptsächlich aus Magnesiumflourid besteht. Die Menge in dem Gefäß ist kaum messbar, und die einzelnen Teilchen sind unvorstellbar klein, eben im Nanobereich - eine Milliarde Nanometer ergeben einen Meter.
Und diese Lösung kann dafür sorgen, dass Glas noch viel durchsichtiger wird. "Normales Glas schluckt bis zu acht Prozent Licht, was für Brillen oder optische Geräte nicht gerade positiv ist. Bisher müssen reflexmindernde Schichten aufwendig im Vakuum und oft in mehreren Schichten aufgedampft werden. Unsere Lösungen, bestehend aus Alkohol, Wasser und dem Metallflourid, können bei Zimmertemperatur eingesetzt werden", berichtet der Professor.
Um seine Erfindung an den Markt bringen zu können, hat der 63-Jährige eine Firma gegründet und in einem Gebäude an der Rudower Chaussee Raum für vier Labore und zwei Büros angemietet. Lizenzen zum Beschichten von Glas hat die kleine Firma bereits vergeben. Die dafür nötigen Lösungen zum Beschichten werden in Adlershof quasi in Handarbeit angesetzt. Und das geschieht ganz unspektakulär, in einem 60-Liter-Kunststoffreaktor mit Rührwerk und ohne Knall, Rauch und Gestank. Rund 100 Liter der fertigen Lösung enthalten 250 Gramm der Nanoteilchen, damit können 5000 Quadratmeter Glas beschichtet werden. Die Lichtdurchlässigkeit beträgt durch Ausschalten der Reflexion danach bis zu 99,9 Prozent. Inzwischen können die Nanoteilchen auch in Kunststoffe eingebracht werden und damit für die Fertigung moderner, leichter Brillengläser genutzt werden.
"Die Anlagen zur Glasbeschichtung können weiter genutzt werden und teurer macht die Anwendung unserer Nanotechnologie die Beschichtung auch nicht", verspricht Professor Erhard Kemnitz.
Die Patente zur Technologie hat die Humboldt-Uni in die Firmengründung eingebracht, ist dadurch weiterhin beteiligt. Bis 2018 arbeitet Erhard Kemnitz parallel als Uniprofessor und in seinem Unternehmen. Wenn die Produktion für die 150 angemieteten Quadratmeter zu umfangreich werden sollte, will er ein eigenes Firmengebäude bauen.
Anwendungsgebiete für die Nanoteilchen aus Adlershof gibt es genug. Neben der Beschichtung von Fensterscheiben können Fotoobjektive noch effektiver werden, und auch im Dentalbereich kann das Magnesiumflourid nutzbringend eingesetzt werden.
Und selbst die Oberfläche von Computerbildschirmen kann widerstandsfähiger gemacht werden.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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