Lady Gaga auf der Kirchenorgel
Focko Hinken hat als Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Adlershof jede Menge Spaß an der Arbeit
Er spielt bei Predigten auch mal Lady Gaga, tritt mit einem Posaunenchor beim Weihnachtssingen im Stadion An der alten Försterei auf und bringt Fans der Fête de la Musique auch Orgelklänge zu Gehör. Focko Hinken sorgt als Kantor in der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Adlershof musikalisch für Stimmung.
„So ganz typische Kirchenmusik habe ich noch nie gemacht“, sagt der 41-Jährige, der seit Oktober 2020 in der Gemeinde angestellt ist. Er folgte auf Beate Schlegel, die zuvor ein Vierteljahrhundert in Adlershof Kantorin war und in Rente ging. Zu seinen Aufgaben als Kantor zählt es, Kinderchor, Jugendchor und die Kantorei zu leiten, Gottesdienste an der Orgel zu begleiten sowie bei Gemeindefesten und Hochzeiten zu spielen. Zweimal im Jahr leitet Hinken Konzerte in der Verklärungskirche, eines im Sommer, eines in der Adventszeit. Außerdem begleitet er zusätzlich noch freiwillig den Posaunenchor. „Es ist ein Beruf mit vielen Freiheiten, eine echt sehr erfüllende Arbeit“, sagt er. So könne er oft frei entscheiden, was gespielt wird, ob Swing, Dixieland oder Pop.
„Musik zu machen, die einfach nur unterhält, hat auch seine Berechtigung“, sagt der Kantor. Auf Wunsch von Pfarrerin Maike Schöfer spielt er häufig den Song „Born This Way“ von Lady Gaga. „Die Message dieses Songs ist zutiefst christlich. Darin sagt die Mutter zur Tochter: ‚Du musst dich nicht verstellen. Du bist, wie du bist.‘“ Vorher habe er das Lied nicht gekannt.
Aufgewachsen ist Focko Hinken in Hildesheim. Schon als Zwölfjähriger fing er an, Orgel zu lernen. Mit 15 Jahren spielte er in der Gemeinde Holle bei Hildesheim bei Gottesdiensten. Später lernte er noch Akkordeon und Klavier. Er spielt außerdem „leidlich“ Posaune, wie er sagt. In Halle an der Saale studierte er Kirchenmusik, arbeitete am Theater, wollte auch mal zur Oper, wurde dann jedoch Kantor.
Bevor es ihn nach Adlershof zog, arbeitete er mehr als fünf Jahre in der evangelischen Kirchengemeinde Luckau in der Niederlausitz. Dort wollte er am Ende jedoch unbedingt weg. Grund seien die schlechten Arbeitsbedingungen gewesen, erklärt er. Als in Adlershof eine Kirchenmusikstelle ausgeschrieben wurde, bewarb er sich - und wurde genommen. „Adlershof gefällt mir wunderbar“, betont er. Dabei wohnt er noch heute mit seiner Frau in Goßmar nahe Luckau. Von dort sind es etwa 50 Minuten mit dem Auto. In Friedrichshain hat er noch eine kleine Mietwohnung.
Mit Pfarrerin Maike Schöfer versteht er sich sehr gut. Unter anderem deshalb kann er sich vorstellen, noch lange zu bleiben. „Wir wollen nicht nur den harten Gemeindekern ansprechen. Unser Ansatz ist, die Kirche zu öffnen“, so Focko Hinken. In diesem Jahr nimmt er zum zweiten Mal mit einem Posaunenchor am Weihnachtssingen beim 1. FC Union am 23. Dezember teil. Auf die Stimmung freut er sich schon. „Ich habe im Freundeskreis viele Eiserne. Union ist einfach ein sympathischer Klub.“ Ein großer Fußballfan ist Hinken allerdings nicht. Dass er zum Gespräch mit einem Hoodie des 1. FC Köln erscheint, liege daran, dass er über einen Schulfreund vor vielen Jahren zum Kölner Karneval gekommen sei und er immer wieder gern dort hinfahre, um das zu erleben. Über seine Arbeit als Kantor sagt Focko Hinken: „Es gibt kaum etwas Schöneres, als mit Musizieren Geld zu verdienen.“
Am ersten Adventssonntag, 3. Dezember, können Besucherinnen und Besucher Focko Hinken das nächste Mal in Aktion erleben. Dann spielt er ab 17 Uhr in der Verklärungskirche Adlershof, Arndtstraße 11-15, auf der Orgel ein gut einstündiges Adventskonzert bei freiem Eintritt.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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