Die Prinzipalin von Adlershof
Kathrin Schüleins Theater hat demnächst Platz für mehr Publikum
Der Ortsteil Adlershof hat ein eigenes Theater, und das bereits seit 1952. Gebaut wurde es einst für den Deutschen Fernsehfunk.
Der Fernsehfunk ist seit über einem Vierteljahrhundert Geschichte, dass Theater wurde 2008 wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt. „Ich suchte damals Probenräume und habe hier einen Saal für meine Ballettcompany angemietet“, erzählt Kathrin Schülein (54). Die Adlershoferin ist eine frühere Palucca-Schülerin und hat nach ihrer Ausbildung an verschiedenen Theatern und zuletzt mehrere Jahre am Metropol-Theater getanzt. Nach dessen Ende war sie als Ballettlehrerin und Choreografin tätig, seit 2008 am Standort Adlershof. „Von Anfang an hatte ich den Wunsch, hier Theater zu machen“, erzählt Kathrin Schülein.
Am 31. Dezember 2015 war es soweit. Mit der Premiere von „Im weißen Rössel“ wurde das einstige DDR-Fernsehtheater an der Moriz-Seeler-Straße 1 zum Theater Adlershof. Seitdem gibt es hier Lesungen, Konzertabende, Kindertheater und Gesprächsrunden, bei denen Schauspielerin Franziska Troegner mit bekannten Leuten wie Alexander G. Schäfer, Anne Kasprik oder Ernst-Georg Schwill talkt.
Vor dem Theaterstart betrieb Kathrin Schülein Standortanalyse. „Im Umfeld mit den Nachbarbezirken wohnen rund 300 000 potenzielle Besucher. Und heute kommen sogar Zuschauer aus Eichwalde, Königs Wusterhausen und Frankfurt (Oder)“, erklärt Prinzipalin Schülein.
In die Theaterlounge im Erdgeschoss passen derzeit maximal 90 Besucher, zu wenige bei gefragten Vorstellungen. Gesprächsrunden mit Gregor Gysi sind Wochen vorher regelmäßig ausverkauft. Derzeit wird die Wiederinbetriebnahme des Ballettsaals im zweiten Obergeschoss für Theateraufführungen vorbereitet. Dort soll am 3. April „Die wahren Lügen des Till Eulenspiegel“ über die Bühne gehen, Mitte Februar beginnen dafür die Proben. Dort haben dann bis zu 100 Zuschauer Platz.
In einer neuen Reihe stehen zudem, begleitet von Filmwissenschaftlerin Irina Vogt, einst verbotene Defa-Filme wie „Sonnensucher“ oder „Berlin, Ecke Schönhauser“ auf dem Programm.
Mit Kino hat Kathrin Schülein ganz besondere Erfahrungen. 1994 hatte sie in ihrem Heimatkiez in lange Jahre vom Kostümfundus des Fernsehens genutzten Räumen das Kino „Casablanca“ begründet und bis 2001 selbst betrieben.
Das als Fernsehtheater errichtete Gebäude stammt vom Bauhausarchitekten Franz Ehrlich, von dort wurden bis Mitte der 50er-Jahre Theaterstücke vor geladenem Publikum gespielt und live im Deutschen Fernsehfunk ausgestrahlt. Danach wurde das Gebäudeinnere zu Büros und Studio für die Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ umgebaut.
Das Theater befindet sich nur wenige Gehminuten vom Bahnhof Adlershof entfernt. Programm und Reservierung: www.theater-adlershof.de.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.