Am 30. April müssen die letzten Mitarbeiter gehen
Das futuristische, 2009 für 47 Millionen Euro errichtete Gebäude in der Straße Am Studio gehört schon der Bank. "Um dem Unternehmen unter den veränderten globalen Marktbedingungen weiterhin eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten, hat die Solon-Gruppe auch im Interesse ihrer Kunden entschieden, ihre Ressourcen weiter zu fokussieren. Dazu wird der Firmensitz nach Fujairah in den Vereinigten Arabischen Emiraten verlegt, wo bereits ein Großteil der Solon-Module produziert wird", heißt es in einer Pressemeldung der Firma im Internet.
Bereits im Februar war die Produktion von Solarmodulen in Adlershof eingestellt worden. Am 30. April werden auch alle Verwaltungsbereiche verlagert, die letzten 230 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.
Dabei war Solon am Anfang eine Erfolgsgeschichte. Die Firma war 1996 auf einem Neuköllner Hinterhof gegründet worden, zwei Jahre später ging das Unternehmen an die Börse. Von 1999 bis 2005 verzeichnete man jährliche Umsatzzuwächse von durchschnittlich 100 Prozent. Zu den Entwicklungen von Solon gehörte der sogenannte Mover, ein Solarkollektor, der sich selbst nach der Sonne ausrichtet und 30 Prozent höhere Energieerträge bringt.
Auf Dauer hat das dem Unternehmen nichts genützt. Die Überschwemmung des Markts mit Solarmodulen aus chinesischer Billigproduktion und die Verringerung der deutschen Solarstromförderung haben den Umsatz einbrechen lassen. Bereits 2010 hatte nur eine Ausfallbürgschaft der Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern über 146 Millionen Euro den Fortbestand von Solon sichern können. Das erste Gigawatt produzierter Solarmodule wurde im Juli 2011 noch in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) gefeiert. Er legte bei der Produktion des Jubiläumsmoduls selbst Hand an. Ein paar Wochen später ging Solon mit 400 Millionen Euro Schulden in Insolvenz. Ein Jahr später wurde das Unternehmen von der indischen Solarfirma Microsol übernommen. Aber auch die konnte Solon nicht auf Dauer in Deutschland halten.
Das ist die zweite Pleite eines Solarherstellers am Standort Adlershof. Im Mai 2012 war das 2001 gegründete Unternehmen Soltecture, das schwefelhaltige Solarzellen herstellte, in Insolvenz gegangen.
Das endgültige Aus für Solon kam auch für den Standortbetreiber Wista-Management überraschend. "Der Verlust von Arbeitsplätzen ist auch für uns Standortentwickler eine große Enttäuschung. So unerfreulich dieses Ereignis auch ist, der Wachstumsstrategie unseres Technologiestandorts wird dies jedoch keinen Abbruch tun", teilt Wista-Geschäftsführer Hardy Schmitz mit.
Für den Standort Am Studio werden nun Mieter gesucht. Sie können sich über Extras wie einen Dachgarten mit Park, Paternoster und eine Ladestation für Elektroautos freuen. Ein Makler hat den Vertrieb übernommen und bietet Büro- und Produktionsflächen ab 1000 Quadratmeter an.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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