Forscher schicken 40 Elektroräder auf die Straße

Fahrradkuriere könnten in Zukunft auch größere Güter transportieren, wenn ein Elektromotor beim Antrieb hilft. | Foto: Amac Garbe/DLR
2Bilder
  • Fahrradkuriere könnten in Zukunft auch größere Güter transportieren, wenn ein Elektromotor beim Antrieb hilft.
  • Foto: Amac Garbe/DLR
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Adlershof. Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vermutet man eigentlich Interesse an Jets, Raketen und Satelliten. Verkehrsforscher Johannes Gruber hat sein Augenmerk jedoch auf Drahtesel gelenkt.

Der 29-jährige Wissenschaftler ist Leiter des Projekts "Ich ersetze ein Auto" des DLR-Instituts für Verkehrsforschung. Und der Name ist durchaus ernst gemeint. "In der Stadt werden fast alle Güter mit dem Auto transportiert. Das ist bei vielen Waren einfach nicht notwendig, das könnte auch ein Lastenfahrrad", sagt Gruber. Dabei gibt es Ähnliches ja schon. Fahrradkuriere haben den Transport von Vertragsunterlagen, Videokassetten von Fernsehteams oder Speicherkarten von Fotografen übernommen. Transportiert wird alles, was in den Rucksack passt. "In unserem Projekt setzen wir moderne Lastenfahrräder ein. Die haben eine Transportkiste, die mit rund 100 Kilogramm beladen werden kann", erläutert Johannes Gruber. "Da finden neben Dokumenten auch Ersatzteile oder medizinische Proben Platz", meint der Wissenschaftler.

Deutschlandweit sind für das Projekt 40 Lastenräder "iBullitt Pedelec Solar" unterwegs, davon 16 in Berlin. Die rund 4500 Euro teuren Räder finanziert das Bundesumweltministerium, das die Untersuchung in Auftrag gegeben hat. Mit dem Drahtesel, mit dem vor 80 Jahren Bäckergesellen und Gemüsehändler in der Großstadt unterwegs waren, hat das Gefährt der Neuzeit nur wenig zu tun. Es ist ein solide gebautes Rad mit Elektrounterstützung. Ein 250-Watt-Motor kann zugeschaltet werden. Der Akku reicht für rund 90 Kilometer, einige Solarzellen im Deckel der Transportkiste sorgen zumindest für eine teilweise Nachladung. "Durch die Motorunterstützung bewältigt der Fahrer auch Steigungen innerhalb der Stadt mit voll beladenem Fahrzeug", sagt Johannes Gruber.

Wie die von Senioren gern genutzten Elektroräder brauchen auch die elektrischen "Lastesel" des Projekts weder Versicherungskennzeichen noch TÜV. Für den Radler sind auch weder Führerschein noch Helm vorgeschrieben.

Von den Wissenschaftlern werden regelmäßig die Daten ausgewertet, die von den eingesetzten Rädern kommen: die anonymisierten Auftragsbücher der Kuriere, regelmäßige Interviews mit den Fahrradlenkern und die Aufzeichnungen der GPS-Daten. Bei den Nutzern kommt das Projekt gut an. "Beim Kurierdienst Messenger, mit dem wir in Berlin zusammen arbeiten, drängeln sich die Kuriere um die Elektro-Lastenräder", verrät Verkehrsforscher Gruber.

Auch wenn die Daten erst seit wenigen Wochen erhoben werden, besteht Hoffnung, dass in Zukunft mehr Lastenräder in Berlin zu sehen sein werden. "Die Kuriere fahren auf dem Radweg oft am Stau vorbei, haben viel geringere Kosten als mit dem Auto und werden dadurch wettbewerbsfähiger. Künftig könnten Lastenfahrräder auch für Handwerker oder Pizzaboten interessant werden", vermutet Johannes Gruber.

Das Forschungsprojekt läuft noch bis Sommer 2014. Im Frühjahr 2013 soll es die erste Auswertung geben.

Wissenswertes im Internet: www.ich-ersetze-ein-auto.de
Ralf Drescher / RD
Fahrradkuriere könnten in Zukunft auch größere Güter transportieren, wenn ein Elektromotor beim Antrieb hilft. | Foto: Amac Garbe/DLR
Johannes Gruber | Foto: DLR
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 310× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 436× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 160× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 296× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.