Ein guter Start: Rasha aus Syrien hat in Berlin Arbeit gefunden und möchte demnächst studieren
Adlershof. Vor zwei Jahren hatte die Berliner Woche Geflüchtete porträtiert, die in Berlin angekommen waren. Diesmal sprachen wir mit Flüchtlingen, die sich inzwischen eine neue Existenz aufgebaut haben oder gerade dabei sind.
Als ich mich mit Rasha verabredet habe, um über ihr neues Leben in Berlin zu sprechen, regnet es aus Kübeln. Das sonnige Wetter in Damaskus vermisst die 36Jährige sehr. „Meine Haut ist schon ganz blass geworden“, bemerkt sie ironisch.
Die große, schlanke und eher burschikos wirkende Syrerin hatte fünf Jahre in einer Versicherungsgesellschaft in Damaskus gearbeitet, nachdem sie Bank- und Finanzwissenschaften studiert hatte. Mit Freude berichtet sie, dass ihr Studium hier anerkannt wird und sie in den kommenden Jahren einen Master im Fach Business-Intelligence (BI) machen möchte.
Die Voraussetzung für ein Studium in Deutschland hat sie bereits erfüllt – den erfolgreichen Abschluss eines Deutschkurses an der Freien Universität Berlin. Doch erst einmal möchte Rasha Geld verdienen und arbeiten. Damit möchte sie ihre Eltern in der Türkei unterstützen.
Mit ihrer offenen und kommunikativen Art fand sie schnell neue Freunde. Durch ihre Nachbarin erfuhr sie von einem Job in der Buchhaltung. Rasha nutzte ihre Chance und überzeugte das Team von Solaris in Adlershof von ihren Fähigkeiten. „Es war so wichtig für mich, Arbeit zu finden. Auch die Sprache lernt man besser im Job.“
Ein toller Erfolg in so kurzer Zeit. Im September 2015 war sie über die Türkei und Griechenland nach Deutschland geflüchtet und in Eisenhüttenstadt gelandet. „Das war mein Glück, denn es gab dort wenig Asylsuchende und ich bekam schnell meine Unterlagen.“ Danach zog sie nach Berlin, wo eine harte Zeit begann. „Wenn ich daran denke, dass ich alles verlassen musste, meine Familie, meine Freunde und keine Ahnung hatte, wie meine Zukunft aussieht, dann ist das doch etwas anderes.“ Die Erinnerung ist immer noch schmerzhaft und verschämt wischt Rasha die Tränen fort.
Der Job hilft ihr auch die deutsche Kultur besser zu verstehen. Alles ist neu, wie Termine gemacht werden, wie man Bewerbungen schreibt und alles ist langwierig – insbesondere ohne gute Kontakte, die einer Neuberlinerin alles erklären können. Mit Vorurteilen war die junge Syrerin bisher weniger konfrontiert. Sie ist europäisch gekleidet und trägt kein Kopftuch. In der Freizeit trifft sie sich mit Freunden, fährt Rad und singt in einem Chor.
Rasha mag Berlin, manchmal fühlt sie sich wie in Damaskus, wo es ähnlich bunt zugeht. Hier genießt sie vor allem die Freiheit im Denken. Mit Überzeugung sagt sie: „Ich bin zufrieden, denn ich hatte einen guten Start. Ich habe eine Chance im Leben bekommen und werde sicher etwas daraus machen.“ Angelika Ludwig
Autor:Angelika Ludwig aus Weißensee |
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