Berlin packt das Problem Ambrosia an
Im Südosten Berlins wird jetzt ein Pilotprojekt realisiert

Auf dem Bürgersteig der Hans-Schmidt-Straße wächst Ambrosia sogar zwischen Gehwegplatten. | Foto: Ralf Drescher
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Seit ein paar Jahren ist Ambrosia in aller Munde, eine stark Allergie auslösende Pflanze. Besonders verbreitet ist sie im Südosten Berlins, und da vor allem in Adlershof. Hier startet jetzt ein Pilotprojekt.

Anfang des Jahres hat der Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses für 2018 und 2019 jeweils 150 000 Euro zur Verfügung gestellt. Beim Pflanzenschutzamt Berlin wurde eine Koordinierungsstelle eingerichtet und auch Berlins Ambrosiaspezialist Thomas Dümmel (65) von der Freien Universität ist mit dabei. „Wir planen jetzt eine genaue Kartierung der Bestände hier in Adlershof und eine möglichst an die Blühperiode der Ambrosia angepasste Mahd der Freiflächen. So wollen wir erreichen, dass der Pollenflug minimiert wird. Auch in Baumscheiben soll Ambrosia aktiv bekämpft werden“, erklärt Dümmel. Wie Ambrosia außer durch das Ausreißen der Pflanze mit der Wurzel dezimiert werden kann, soll im Oktober in Versuchen beim Pflanzenschutzamt getestet werden. Bei Pflanzen, die zwischen Gehwegplatten wachsen und wo beim Ausreißen die Wurzeln im Boden bleiben könnten, kommt zum Beispiel die Bekämpfung mit einem Hochspannungsgenerator, dessen künstliche Blitze das Wurzelwerk verbrennen, in Frage.

„Wir suchen aber auch den Kontakt zur Bauindustrie. Denn Ambrosia ist hier in Adlershof vermutlich durch unkontrollierte Erdtransporte von anderen Baustellen eingebracht worden. Bodenaushub muss in Zukunft nicht nur auf chemische Schadstoffe, sondern auch auf Belastung durch schädliche Pflanzen kontrolliert werden“, sagt Thomas Dümmel.

Der Mann, eigentlich Meteorologe an der Freien Universität, befasst sich seit 30 Jahren mit dem Pollenflug, der sich durch den Klimawandel immer mehr verstärkt. Birken mit ihren ebenfalls Allergien auslösenden Pollen blühen wegen der milden Winter schon 14 Tage früher als noch Mitte der 80er-Jahre. „Mit den Hitzesommern 2003 und 2006 ist Ambrosia auch in Berlin zum Problem geworden. Das dürfte sich nach diesem Sommer noch verstärken“, befürchtet Experte Dümmel.

Rund um Adlershof und in der ehemaligen Gleislinse am Betriebsbahnhof Schöneweide wurden rund 400 Fundstellen kartiert. Weitere Funde wurden unter anderem auf einer früheren Baustoffrecyclinganlage in der Nähe des FEZ Wuhlheide und an einem Sportplatz an der Walchenseestraße in Grünau gemeldet.

Wer neue Fundstellen entdeckt, kann diese über die Internetseite www.fu-berlin.de/ambrosia in einen Ambrosiaatlas eintragen. Hier sieht man auch, ob die Fundstelle bereits bekannt ist. Es gibt auch ein Ambrosia-Servicetelefon, es ist jeden Donnerstag zwischen 12 und 15 Uhr über Telefon 0173/237 83 95 erreichbar.

Ambrosia ist der wissenschaftliche Name für das Traubenkraut und wird auch Wilder Hanf genannt. Die Pflanze bildet ein faseriges Wurzelsystem, das die Bekämpfung durch einfaches Ausreißen erschwert. Das Problem ist die starke allergene Wirkung. Bereits sechs Pollen in einem Kubikmeter Luft können bei empfindlichen Menschen allergische Reaktion an Augen und Atemwegen auslösen und sogar zu Asthma führen.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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