Hightech-System überwacht unseren Wald
Entwicklung der Firma IQ Technologies im Technologie- und Wissenschaftspark erkennt Brände schnell

Dr. Kurt Winter, Geschäftsführer der IQ Technologies for Earth and Space GmbH, mit einem IQ-FireWatch-System am Unternehmensstandort in Adlershof. Die Technik ist auf vier Kontinenten im Einsatz. In Deutschland liegt der Fokus auf dem besonders von Waldbränden geplagten Bundesland Brandenburg. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Dr. Kurt Winter, Geschäftsführer der IQ Technologies for Earth and Space GmbH, mit einem IQ-FireWatch-System am Unternehmensstandort in Adlershof. Die Technik ist auf vier Kontinenten im Einsatz. In Deutschland liegt der Fokus auf dem besonders von Waldbränden geplagten Bundesland Brandenburg.
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Der Großbrand in Jüterbog, nur eine Autostunde von Berlin entfernt, hat wieder einmal die zerstörerische Kraft des Feuers gezeigt. Brandenburg ist wie kein anderes Bundesland von Waldbränden betroffen. 523 waren es allein im vergangenen Jahr. Die in Adlershof ansässige IQ Technologies for Earth and Space GmbH macht es sich zur Aufgabe, diese schnell zu erkennen, um den Schaden möglichst gering zu halten.

Bereits seit 20 Jahren entwickelt das Unternehmen, dessen Kernkompetenzen eigentlich in der Funkkommunikation liegen, das Automatisierte Waldbrandfrüherkennungssystem (AWFS) „IQ FireWatch“. Dessen Basistechnologie wurde in den 90er-Jahren vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt.

Zur Früherkennung von Waldbränden wird die IQ-FireWatch-Technik auf erhöhten Punkten angebracht, um möglichst weite Flächen abzudecken. Ein einziger Sensor kann ein Gebiet von 125 000 Fußballfeldern überwachen. | Foto:  IQ Technologies
  • Zur Früherkennung von Waldbränden wird die IQ-FireWatch-Technik auf erhöhten Punkten angebracht, um möglichst weite Flächen abzudecken. Ein einziger Sensor kann ein Gebiet von 125 000 Fußballfeldern überwachen.
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In diesem Jahr wird IQ FireWatch im siebten deutschen Bundesland installiert. Eines existiert seit 2021 auch in Berlin. Es befindet sich in Köpenick auf den Müggelbergen. Von den insgesamt mehr als 180 Standorten in Deutschland gibt es allein 105 Sensorsysteme im Waldbrand-Hotspot Brandenburg und die decken dort 95 Prozent der Waldfläche ab.

In den vergangenen Jahren haben aber auch andere Länder die Vorzüge der Technik aus Adlershof zu schätzen gelernt. So ist das FireWatch-System inzwischen in den USA in Kalifornien installiert, in Kasachstan, Litauen, Portugal, Spanien, Albanien, Montenegro, Argentinien, Chile und Kolumbien. Die Waldbrandfrüherkennung funktioniert wie folgt: Das System erkennt Rauch und Hitze bei allen Witterungsbedingungen fast überall über eine Entfernung von 20, unter optimalen Bedingungen sogar bis 60 Kilometern. Das geschieht mit einem multispektralen Sensor. Der Schwenkkopf des IQ FireWatch dreht sich alle vier bis sechs Minuten einmal komplett um die eigene Achse und erzeugt somit ein Panoramabild.

Zusammengebaut und weiterentwickelt wird das System „IQ FireWatch“ am Unternehmenssitz der „IQ Technologies for Earth and Space GmbH“ in der Ernst-Lau-Straße 5. | Foto: Philipp Hartmann
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Die hohe Kunst dabei ist, den Rauch eines Waldbrands auch bei Nebel zu erkennen und nicht etwa einen Alarm auszulösen, wenn zum Beispiel in der Landwirtschaft ein Fahrzeug auf dem Feld Staub aufwirbelt. Auch kann das System so eingestellt werden, dass zum Beispiel Kraftwerke, wo regelmäßig die Schlote qualmen, bewusst aus dem Überwachungsbereich ausgeklammert werden. Vor Jahren hat das Unternehmen zudem damit begonnen, künstliche Intelligenz in die Früherkennung zu integrieren. Laut Dr. Kurt Winter, der aus Graz in Österreich stammt und seit April 2019 Geschäftsführer von IQ Technologies ist, konnte damit die Erkennungsgenauigkeit noch einmal deutlich erhöht und zugleich die Fehlerrate verringert werden. Nur ganz selten komme es vor, dass die Feuerwehr fälschlicherweise losgeschickt wird, höchstens ein- bis dreimal im Jahr.

Montiert wird das System meist auf alten Feuerwachtürmen, von wo aus Menschen früher mit dem Fernglas die Umgebung überwacht haben. Weil die Türme jedoch langsam verfallen, werden mittlerweile immer mehr Mobilfunkmasten für die Installation genutzt. Erkennt die Technik eine Rauchsäule, wird dies automatisch an die Waldbrandzentrale geleitet. „Dort sitzen Leute, die früher auf den Türmen standen und die Umgebung gut kennen“, erzählt Kurt Winter. Wird die Meldung von den sogenannten Operatoren verifiziert, dann wird direkt im Anschluss die Feuerwehr eingeschaltet. „Normalerweise sollte man einen Brand innerhalb von fünf Minuten erkennen. Wir brauchen drei Minuten“, betont der Geschäftsführer. Innerhalb einer Viertelstunde nach Entstehen des Brands sollte die Feuerwehr losfahren und spätestens nach einer halben Stunde am Brandort eintreffen. „Es gibt ein paar Unternehmen weltweit, die das können. Wir sind da mit FireWatch in einer Extremnische“, so Winter.

Dieser Turm wurde mit der IQ-FireWatch-Technik ausgerüstet. In Brandenburg und anderen Bundesländern werden damit früh Waldbrände erkannt, damit diese eingedämmt werden können. | Foto: IQ Technologies
  • Dieser Turm wurde mit der IQ-FireWatch-Technik ausgerüstet. In Brandenburg und anderen Bundesländern werden damit früh Waldbrände erkannt, damit diese eingedämmt werden können.
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Dass in Brandenburg so viele Waldbrände wie nirgendwo sonst in Deutschland auftreten, liegt unter anderem an den trockenen Sandböden, den weit verbreiteten Nadelbäumen, die viel Harz enthalten und somit leicht brennen, und den munitionsbelasteten Flächen. Häufigste Ursache ist Brandstiftung. Nach Angaben des Waldbrandschutzexperten Prof. Dr. Michael Müller von der TU Dresden werden durch das System und die gut funktionierende Einsatzkette 99 Prozent der Brände innerhalb von zwei Stunden gelöscht. Ohne das in Adlershof entwickelte Früherkennungssystem wäre das nicht möglich.

Weitere Informationen unter www.iq-firewatch.com/de

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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