Bürojob gegen Kunst getauscht
Stephanie Schnettka hat sich mit dem Keramik-Café „Crazypaint“ selbstständig gemacht
Weihnachten rückt langsam näher, womit auch die Suche vieler Berliner nach einem individuellen Geschenk statt Massenprodukt aus dem Internet beginnt. Bei Stephanie Schnettka besteht die Möglichkeit, fündig zu werden. In der Hackenbergstraße 29 eröffnete sie im Januar das Keramik-Café „Crazypaint“.
Der Laden ist eine Kombination aus Kunstwerkstatt und Café. Wer möchte, kann auch einfach nur einen Cappuccino trinken und wieder gehen. Doch das ist nicht die Intention von Stephanie Schnettka. Die 48-Jährige ist Künstlerin und möchte ihre Besucher für die Malerei begeistern.
160 Keramik-Rohlinge, darunter Tassen, Kannen, Vasen und Teller, Salzstreuer, Kerzenständer und Seifenspender, aber auch Dekorationsobjekte wie Tierfiguren gehören zu ihrem Sortiment. Gemeinsam mit den Kunden, die überwiegend aus Adlershof und Köpenick, aber inzwischen auch aus Friedrichshain, Erkner und sogar aus Rangsdorf und Wildau kommen, sucht sie das passende Objekt und die gewünschten Farben.
Sie erklärt die verschiedenen Techniken und wie oft die Farbe aufgetragen wird. Danach geht es gleich im Geschäft an die Arbeit. 24 Sitzplätze im Raum und auf der Terrasse stehen zur Verfügung. „Unter zweieinhalb Stunden ist hier noch keiner rausgegangen“, sagt die Inhaberin. Ohne Reservierung kann das Keramik-Café derzeit nicht besucht werden. Es besteht außerdem Maskenpflicht.
„Malen to go“
Als Stephanie Schnettka während des Lockdowns vorübergehend schließen musste, überlegte sie sich als Ersatz „Malen to go“. Dabei stellte sie Pakete mit Rohlingen, Farben und einer Anleitung zusammen. Somit konnten die Kunden ihre Unikate zu Hause gestalten. Sie selbst übernimmt immer die letzten Arbeitsschritte.
Die bemalten Werke werden in eine Transparentglasur getaucht, zwölf Stunden getrocknet und anschließend einen Tag lang bei bis zu 1035 Grad im Ofen gebrannt. Danach können sie auch in den Geschirrspüler gepackt werden, ohne Schaden zu nehmen.
Kurz vor Weihnachten 2019 übernahm Stephanie Schnettka das Geschäft nahe dem Markplatz Adlershof. Anderthalb Jahre hatte sie geeignete Räume gesucht. „Ich habe alles rausgerissen, die Küche komplett neu gemacht, alles gemalert und gestrichen. Geblieben sind nur der Fußboden und die Holztische“ berichtet sie.
Immer einen Stift in der Hand
Drei Jahrzehnte lang hat die gelernte Hotelfachfrau zuvor in unterschiedlichen Branchen gearbeitet. „Ich bin der Kunst aber schon immer verfallen gewesen, habe immer einen Stift in der Hand, egal wo ich bin.“ Sie malte bereits in der Vergangenheit Acryl- und Ölbilder, stellte ihre Werke auch aus und verkaufte einige. Vor drei Jahren entdeckte sie dann zufällig die Keramikmalerei. Als sie ein entsprechendes Geschäft in Steglitz besuchte, war es um sie geschehen. „Da habe ich gedacht: Genau das ist es, das willst du machen. Da kann ich meine Kreativität ausleben und mein Wissen weitergeben.“
Ihre Gäste kommen mit den unterschiedlichsten Vorstellungen zu ihr. Manche wollen ihr komplettes Geschirr neugestalten. Andere bringen ihre Babys mit, die zur Erinnerung kleine Hand- und Fußabdrücke auf einem Objekt hinterlassen sollen. Einmal kam ein kompletter Kegelverein vorbei. Auch für Junggesellenabschiede und Firmenfeiern stellt Stephanie Schnettka ihren Laden zur Verfügung. Gemeinsam in gemütlicher Runde an einem Tisch zu sitzen und Keramik zu bemalen, scheint viele Fans zu finden.
In ihrer eigenen Wohnung findet sich hingegen nur unbemaltes Geschirr und keine Keramik. Die habe es einfach nie bis nach Hause geschafft. Entweder wurde sie ihr im letzten Moment noch abgekauft und landete als Blickfang im Geschäft, erklärt die Inhaberin. „Schon abgefahren, wenn man bedenkt, wie bunt und kreativ ich bin“, scherzt sie.
Weitere Informationen zum Keramik-Café gibt es auf www.crazypaint.de. Kontakt unter 98426175 oder info@crazypaint.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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