Anwohner kritisieren Neubauvorhaben an der Neustrelitzer und Paul-Zobel-Straße
Lichtenberg. Bezahlbare Mieten werden in Berlin zur Mangelware. Städtische Wohnungsbaugesellschaften haben deshalb den Auftrag, für neue Wohnungen zu sorgen. Oft geschieht das durch einen Lückenschluss. Doch das stößt bei vielen Anwohnern auf Kritik.
Zu eng, zu hoch, zu breit: Neue Häuser, die Lücken schließen, werden von den Nachbarn oft nicht gerne gesehen. Doch sie werden dringend gebraucht. Die Berliner Große Koalition hat das Ziel, bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2016 rund 30 000 neue Wohnungen zu schaffen. Errichtet werden sollen sie von den sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften.
Eine der größten ist die Hohenschönhausener Wohnungsbaugesellschaft, die Howoge. Viele ihrer Projekte werden in Lichtenberg verwirklicht: Bezugsfertig sind etwa die über 400 Wohnungen in den Treskowhöfen in der Treskowallee, ebenso die knapp 200 Wohneinheiten in den Townhouses in der Konrad-Wolf-Straße. Diese Häuser wurden auf Brachflächen gebaut.
Offene Lücken will dagegen das Projekt an der Neustrelitzer Straße 65 iin Alt-Hohenschönhausen schließen. Auf dem ehemals bezirklichen Grundstück soll ab September 2017 eine viergeschossige Häuserzeile mit rund 100 Wohnungen entstehen. Das ruft einige Nachbarn auf den Plan. "Wegen der umstehenden Hochhäuser bekommen wir ohnehin nur wenig Sonne. Ein neues Gebäude würde uns vollkommen die Sicht verstellen", sagte eine Anwohnerin während der Einwohnerversammlung, die am 6. Oktober stattfand. Sie wohnt im direkt gegenüberstehenden Viergeschosser. Viele Anwesende teilten ihre Befürchtung und unterzeichneten eine Unterschriftenliste für einen kleineren Neubau.
Die Howoge sei auch an wirtschaftliche Überlegungen gebunden, wandte Prokurist Michael Wagner ein. Man wolle Nettokaltmieten ab 6,50 Euro anbieten, und die Planungen vor Ort seien nicht unproblematisch. Denn das Grundstück grenzt an mehrere Sportplätze.
"Um den künftigen Mietern Wohnqualität zu bieten, müssen wir über eine Abschirmung des Lärms nachdenken", sagte der Architekt Nicolo Unger, dessen Büro "becher+hatzijourdanou" das Projekt begleitet. Schutz böte eine mehrere Meter hohe und lange Lärmschutzwand. Doch das könne sehr teuer werden, was sich wiederum auf die Mieten der künftigen Bewohner niederschlüge.
Deshalb würde auch eine "sonntägliche Nutzungsbeschränkung" des kleineren Sportplatzes in Betracht gezogen. "Wir müssen uns mit allen Möglichkeiten auseinandersetzen", sagte der Leiter des bezirkliches Stadtplanungsamtes, Klaus Güttler-Lindemann. Das Bebauungsplanverfahren befindet sich derzeit in der Phase der frühzeitigen Bürgerbeteiligung; Einwände von Bürgern werden derzeit im Stadtplanungsamt aufgenommen.
Ein weiterer Howoge-Neubau ist in der Fennpfuhler Paul-Zobel-Straße 9 und 10 geplant. Er steht ebenfalls in der Kritik, denn in direkter Nachbarschaft baut gerade der gemeinnützige Träger "Blu:boks" ein Familien- und Bildungszentrum, das im Januar 2016 eröffnet werden soll.
Teil des Zentrums wird eine Kita mit 150 Plätzen. "Wir bieten den Kindern einen großen Spielplatz mit einer Fläche von 2400 Quadratmetern an. Bleibt die Howoge bei ihrer Planung, in direkter Nähe zwei Häuser mit bis zu acht Geschossen zu bauen, läge der heute sonnige Spielplatz komplett im Schatten", sagt Martin Schaefer, Geschäftsführer des Trägers.
Die Howoge plant hier den Bau von zwei achtgeschossigen Häusern mit mehr als 60 Wohnungen, ergänzt von einem dreigeschossigen Verbindungsbau. Hier soll ebenfalls eine Kindertagesstätte enstehen – für rund Mädchen und Jungen. Baubeginn ist voraussichtlich 2016. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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