Anwohner und SozDia Stiftung im Interessenkonflikt
Große Vorbehalte gegen einen Schulneubau
Die SozDia Stiftung Berlin plant an der Hedwigstraße 9 den Bau einer Schule. Dagegen richtet sich eine Anwohnerinitiative.
Auf dem Grundstück stand viele Jahre eine zu DDR-Zeiten errichtete Kita. Die wurde abgerissen. Mitte des vergangenen Jahrzehnts baute die SozDia im hinteren Bereich eine neue Kita. Im Dezember 2019 begann sie, ein Schulbauvorhaben voranzutreiben. Anwohner wehren sich seitdem dagegen. Sie gründeten die „Interessenvertretung Anwohner*innen Schulneubau Hedwigstraße 9“.
Aus deren Sicht ist das Grundstück nicht geeignet. „Es ist einfach zu klein für ein Gebäude mit fünf Etagen, so wie es nach jetzigen Planungen gebaut werden soll“, sagt Sprecher Hans-Ulrich Tischer. Außerdem sei die Hedwigstraße als Anwohnerstraße nicht leistungsfähig genug, wenn viele Eltern ihr Kind wohl mit dem Auto zur Schule bringen werden. Ein weiteres Problem: Die Abwasserkanalisation sei am Limit. Mit Blick auf die Kita kritisieren die Anwohner, dass mit dem Neubau Freifläche dafür verlorengehen und es zu einer weiteren Flächenversiegelung komme.
Der Stiftung sind die Vorbehalte bekannt, bestätigt Verena Düntsch, unter anderem für Kommunikation zuständig. Die Bevölkerungsentwicklung in Alt-Hohenschönhausen habe zur Folge, dass Schulplätze fehlen. „Hier Abhilfe zu schaffen und vor allem mit unserem außergewöhnlichen Schulkonzept das Zusammenleben im Kiez weiterzuentwickeln, zu gestalten und dadurch aktiv zu fördern, sehen wir als Mehrwert, auch für die Nachbarschaft“, so Düntsch.
Bauvorhaben in Berlin stoßen oft nicht bei allen auf Begeisterung, das ist legitim, so die Sprecherin. „Unser Anspruch ist es aber dennoch, gemeinschaftlich zu denken. Die Nachbarschaft wird von Anfang an über alle Entwicklungen proaktiv informiert. Sie wird zu Veranstaltungen herzlich eingeladen und wir stehen im aktiven Austausch miteinander.“ Was die Kritikpunkte betrifft, erklärt Verena Düntsch: „Für Schulen in öffentlicher Hand gilt das Musterraumprogramm des Landes Berlin. Da wir eine private Trägerin sind, ist dieses für uns nicht verbindlich. Dennoch liegen wir, nach dieser Richtlinie im Außenbereich bei der Freifläche für Freizeit und Erholung deutlich über der geforderten Fläche. Das gilt tatsächlich auch für die Kita-Freifläche. Hier ist fast doppelt so viel vorgesehen, wie vom Land Berlin verlangt.“ Zu Zweifeln an verkehrlichen Leistungsfähigkeit teilt die SozDia mit, dass die Schule lediglich zur Müllabfuhr und Essenlieferung angefahren würde. Für Eltern werden Kurzzeitparkplätze in benachbarten größeren Straße eingerichtet. Dazu sei man mit dem Bezirksamt im Gespräch.
Die Kapazität des Abwasserrohrs sei indes bestenfalls eine Aufgabe, aber kein Hindernis, so Verena Düntsch. „In ganz Deutschland werden bei Bebauungen von Bauland, wenn nötig, größere Abwasserkanäle in der Straße eingegraben.“ Zur geplanten Größe der Schule stellt sie klar, dass fünf Geschosse zwar in der Bauvoranfrage standen. Aber: „Wir werden so viele Geschosse bauen, wie die Schule braucht. Und das können drei sein oder auch vier oder fünf. Aber auch bei fünf Geschossen wäre der Schulbau nicht so massiv, wie beispielsweise die Flächenverdichtung durch den Bau eines Wohnblocks.“
Trotzdem fühlen Anwohner sich offensichtlich nicht ausreichend mit ins Boot geholt. Das sei auch nicht verwunderlich, so Hans-Ulrich Tischer. Man sei zum Beispiel von der Bauvoranfrage überrascht worden. Die ist vom Bezirksamt bereits positiv beschieden. Den positiven Bescheid lassen die Anwohner zurzeit juristisch prüfen, sagt er.
Weil der Neubau offenbar weiteren Konfliktstoff birgt, stellte die Linksfraktion in der BVV den Antrag, dass das Bezirksamt „unter Moderation der zuständigen Stadträte die Gesprächsrunde zwischen dem Vorhabenträger des geplanten Schulneubaus in der Hedwigstraße 9, den Anwohner*innen und weiteren Beteiligten fortführen“ solle. Nach Diskussion und Zustimmung mehrerer Ausschüsse soll dieser Antrag in der BVV-Sitzung am 29. April beschlossen werden.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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