Schimmel, Risse und Bauverzögerung
Häuser im Gebiet Genslerstraße werden aufgestockt
Laut Beschilderung sollte das Halteverbot vor der Genslerstraße 39-47 nur bis zum 31. März gelten. Doch noch immer sind die Häuser eingerüstet. Und ein Ende der Bauarbeiten scheint nicht in Sicht.
Auf die Häuser an der Genslerstraße 39-47, Heiligenstädter Straße 2-8 und Liebenwalder Straße 13-23 lässt die Howoge ein viertes Geschoss aufstocken. Bewohner berichten, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2021 begannen und längst beendet sein sollten. Doch davon ist man noch weit entfernt, meinen sie.
Aber nicht das macht viele Mieter wütend. Auch die Schäden, die durch die Bauarbeiten entstanden und der Umgang mit ihren Schadensmeldungen bringen sie in Rage. In der Wohnung, in der Olaf Müller mit seiner Frau lebt, gab es bereits zwei Deckendurchbrüche. Solche Schäden erlebten auch andere Mieter. Außerdem gab es Schäden an Fenstern, Risse in Wänden und Fußböden sowie Schimmelbildung, berichtet Müller. Er geht von 160 großen Schäden sowie etwa 200 kleineren aus, die der Howoge gemeldet wurden. Den Bauschutt, der sich immer wieder auf Balkonen oder in Loggien findet, nehmen Mieter inzwischen als kleineres Übel schon hin.
„Die Howoge hat zwar vom Senat den Auftrag, Wohnungen zu schaffen. Aber der Senat hat nicht gesagt: Stockt Häuser auf“, erklärt Olaf Müller. „Es gab den Vorschlag, auf der anderen Seite der Landsberger Allee, auf einem Grundstück bei Möbel-Höffner Wohnungen zu bauen. Doch man stockt lieber bei uns auf.“
Auf Fragen an die Howoge erhielten die Mieter bisher entweder gar keine oder nur „Wischiwaschi“-Antworten, wie ein Frau berichtet. Auch mit Auskünften auf Mieterversammlungen sowie mit den Informationen der Howoge in ihren Briefkästen waren und sind die Mieter nicht zufrieden. Deshalb wandten sie sich an Abgeordnetenhausmitglied Martin Pätzold (CDU). Der stellte dem Senat kürzlich zehn Fragen zur Dachaufstockung im Kiez. Die Antworten der Howoge ließ ihm Stadtentwicklungsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) zukommen.
Die Bauarbeiten sollten laut Gaebler bis Mitte Mai 2022 abgeschlossen sein. „Im Wesentlichen haben die Kündigung verschiedener Gewerke und die damit einhergehende erforderliche Neuausschreibung der Leistungen die Bauarbeiten verzögert“, so Gaebler. „Darüber hinaus mussten Schlechtleistungen nachgearbeitet werden, die insbesondere die Arbeiten an den Dächern betrafen.“ Anders gesagt: Es wurde offenbar gefuscht.
Auf die Frage nach den Schäden erklärt der Staatssekretär: „Die Howoge teilt mit, dass in der Tat Schäden aufgetreten sind, die unzweifelhaft durch die Bauarbeiten, zum Beispiel durch den Abriss des Daches, verursacht wurden. Die Howoge hat seit Beginn der Maßnahmen in engem Austausch mit den betroffenen Mietenden und dem Mieterbeirat daran gearbeitet, die aufgetretenen Schäden schnellstmöglich zu beheben.“ Das sei überwiegend gelungen, schätzt man bei der Howoge ein. „Für alle betroffenen Mietenden wurde ein Abschlag als Mietminderung errechnet, welcher im Dezember 2022 den Mietenkonten gutgeschrieben wurde. Sie wurden hierüber schriftlich über den entsprechenden Auszahlungs- beziehungsweise Verrechnungsprozess informiert. Eigenständige Minderzahlungen der Mietenden werden akzeptiert und am Ende der Baumaßnahmen verrechnet.“
Doch Geld allein macht die Mieter nicht glücklicher. Sie wollen, dass die Arbeiten endlich beendet werden und dass es keine weiteren Schäden gibt. Christian Gaebler erklärt dazu: „Die Howoge geht davon aus, dass bis zur Fertigstellung keine weiteren Schäden auftreten. Gleichwohl ist dies aufgrund der Komplexität des Bauvorhabens nicht gänzlich auszuschließen.“
Nach Informationen der Mieter sollen die Bauarbeiten noch bis Februar 2024 dauern. Martin Pätzold informierte bei einem Termin vor Ort darüber, was ihm aus dem Senat geantwortet wurde. Fragen zum Bauvorhaben will er auch weiterhin an den Senat weiterleiten. Sein Fazit: „Die Howoge muss sich hier mehr bewegen und noch besser mit den Mietern kommunizieren. Sie sollte sich als städtische Wohnungsbaugesellschaft auf ihre Kernkompetenzen und den Umgang mit ihren Bestandsmietern besinnen.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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