Mittelalterliches Kleinod erhält Schönheitskur
Alt-Hohenschönhausen. Das älteste Bauwerk Hohenschönhausens liegt an der Hauptstraße 42: die Taborkirche. Bereits um 1232 wurde ihr Chorraum aus meterdicken Feldsteinen errichtet. Restaurierungsarbeiten sollen nun dafür sorgen, dass die schlichte Schönheit des kleinen Gotteshaues bald wieder ins Auge sticht.
Den alten Eingang an der heutigen Wartenberger Straße gibt es nicht mehr, der Fachwerk-Glockenturm wurde 1953 abgerissen, und an der Südseite verwehren zwei Anbauten die volle Sicht auf die Dorfkirche. Und doch: „Zum Tag des offenen Denkmals kommen die Leute von sonstwoher“, sagt Hans Winks, der im Gemeindekirchenrat sitzt.
Das liegt sicher auch am Inneren des Gotteshauses. Es misst zwar nur 95 Quadratmeter und bietet gerade einmal Platz für 80 Menschen, aber die Renaissancekanzel, die Orgelempore, das Vierstrahlgewölbe im Chorraum, das Dreistrahlgewölbe im Langhaus, errichtet um 1400, können sich wahrhaftig sehen lassen.
Jetzt soll auch das mittelalterliche Äußere von Kirche und Sakristei wieder betont werden. Rund 250 000 Euro stehen dafür zur Verfügung; sie kommen aus kircheneigenen Töpfen und vom Landesdenkmalamt. Restauratoren legen zurzeit den historischen Mörtel zwischen den Feldsteinen frei, analysieren und ergänzen ihn; sie bessern Ziegelsteine aus, die aus späteren Bauphasen stammen, entfernen Putz von den Fensteröffnungen und bauen später denkmalgerechte Fenster ein.
Hans Winks erklärt eine weitere große Aufgabe. Ein dreieinhalb Meter tiefer Keller neben der Kirche müsse verfüllt werden. Im Jahr 1938 mehr oder weniger illegal angelegt, sei hier eine Kohlenheizung eingebaut worden. „Rohre führten in die Kirche, um sie irgendwie warm zu kriegen“, so Winks. Doch schon nach 15 Jahren versagte die Anlage ihren Dienst; seitdem rottet der Keller vor sich hin.
Doch der Bau hat bis heute Folgen. Rund 55 Kubikmeter Erde, die beim Aushub anfielen, wurden nämlich um die Kirche herum verteilt. Sie liegt nun tiefer als sie sollte, und so kann viel Wasser in die Mauern eindringen. „Wir wollen den Erdboden um 50 bis 60 Zentimeter absenken“, sagt Winks. Neben all diesen Arbeiten ist eine elektronisch gesteuerte Lüftung im Kircheninneren fest in Planung. Winks hofft, dass die Sanierung im Herbst abgeschlossen ist.
Aber die evangelische Gemeinde hat noch viele Wünsche. Vor allem braucht sie mehr Platz. „Wir haben keine Kaffeeküche, keinen Raum für einen Kindergottesdienst, keine Toiletten“, so Winks. Die Kirchenmitglieder träumen von einem L-förmigen modernen Erweiterungsbau mit einem Turm und von der Wiederbelebung des historischen Zugangs an der Wartenberger Straße, der behindertengerecht sein soll. Dafür würden aber zwischen 800 000 und 1,5 Millionen Euro gebraucht, schätzt Winks. Er hofft auf Geldgeber und Unterstützung aus der Politik. Und er ist sich sicher: „Für das Gesamtbild Hohenschönhausens wäre es eine echte Bereicherung, wenn die Kirche wieder sichtbarer würde.“ sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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