Ein Haus für Künstler als Ziel
Sechsgeschosser an der Lichtenauer Straße soll saniert werden
Unmittelbar neben der Gedenkstätte Hohenschönhausen an der Lichtenauer Straße befindet sich ein maroder sechsstöckiger Plattenbau, der seit 30 Jahren leer steht.
Zur Straße hin ist das Grundstück von einer dicken, grauen Mauer eingefasst. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bietet sich ein ganz anderer Anblick: schmucke Einfamilienhausgrundstücke. Doch nun soll sich auf dem Plattenbaugrundstück etwas tun. In den vergangenen Wochen waren immer wieder Personen zu beobachten, die dort unterwegs waren. Gerüchte machten die Runde. Wird der Plattenbau abgerissen? Wird er saniert? Kommt dort Gewerbe rein, das die Nachbarn der Einfamilienhaussiedlung vielleicht stört? Fahren schon bald Baulaster durch die beschauliche Lichtenauer Straße?
Weil sich Anwohner mit ihren Fragen zur Zukunft des Plattenbaus an ihn wandten, lud Abgeordnetenhausmitglied Martin Pätzold (CDU) gemeinsam mit Sebastian Junghänel, dem Geschäftsführer des Projektentwicklers Zeitgeist Asset Management, Anwohner und sonstige Interessierte auf das Grundstück an der Lichtenauer Straße 29-47 ein. Zum einen wollten sie über den aktuellen Sachstand informieren, zum anderen Fragen beantworten und auch Anregungen von Anwohnern mitnehmen. Über 100 Personen folgten der Einladung.
Der Projektentwickler Zeitgeist Asset Management will in den kommenden Jahren das Areal zwischen Gärtner-, Gensler-, Lichtenauer und Ferdinand-Schultze-Straße entwickeln, berichtet Sebastian Junghänel. Für sein Vorhaben „27 Hektar Möglichkeiten“ stellte er bereits Bauvoranfragen für die ersten Projekte. Auf dem Gesamtareal stehen insgesamt 27 Hektar Fläche zur Verfügung, was etwa der Größe von 45 Fußballfeldern entspricht. Darauf soll ein völlig neues grünes und nachhaltiges „Quartier der Zukunft“ entstehen, so der Plan.
Auf der Industriebrache könnten mindestens 3500 neue Wohnungen gebaut werden, 1050 davon sozialgebunden, heißt es vom Projektentwickler. Des Weiteren könnten sich auf der Industriebrache neben der Gedenkstätte Hohenschönhausen bis zu 200 neue Betriebe ansiedeln, in denen zirka 2700 modernen Arbeitsplätzen entstehen könnten.
Viele Anwohner in Alt-Hohenschönhausen begrüßen dieses Vorhaben. Denn endlich würde sich etwas auf dieser zubetonierten Brache mit maroden Gebäuden tun, betont einer von ihnen auf der Bürgerinformationsveranstaltung auf dem Grundstück. Im Bezirksamt ist man allerdings noch zurückhaltend. Denn dieses Gebiet ist für eine rein gewerbliche Entwicklung vorgesehen, weil Gewerbeflächen im Bezirk leider immer rarer werden. Deshalb treffen sich Projektentwickler und Bezirk am Runden Tisch, um auszuloten, was umsetzbar ist und was nicht.
Klar ist allerdings schon jetzt: Ehe mit Neubauten begonnen werden kann, muss ein Bebauungsplanverfahren stattfinden, erklärt Sebastian Junghänel den Anwohnern. Und das kann noch Jahre dauern. Aber was der Projektentwickler bereits machen kann: Gebäude, die auch weiterhin Bestand haben werden, kann er sanieren und nutzen. Das trifft nun zunächst auf den Sechsgeschosser an der Lichtenauer Straße zu.
Die Idee des Projektentwicklers ist es, ihn als Haus für Künstler auszubauen. „Noch ist aber nichts beschlossen. Wir sind in der Konzeptphase“, berichtet Junghänel. Die Befürchtung der Anwohner, dass sie durch wilde Partys der Künstler gestört werden könnten, zerstreut der Zeitgeist-Geschäftsführer: „Wir denken eher an stille Kunst, wie Malerei oder Fotografie.“ Mit der Sanierung dieses ersten Gebäudes auf dem Areal möchte man auch ein Vorzeigeprojekt, einen Hingucker schaffen, so Sebastian Junghänel weiter. Deshalb solle das Gebäude nicht nur äußerlich attraktiv, sondern auch nachhaltig ausgebaut werden.
Gegen die Pläne für ein Künstlerhaus gab es zumindest auf der Informationsveranstaltung keinen vehementen Widerspruch. Anwohnern wünschen sich allerdings, dass der Baustellenverkehr und die künftige Zuwegung nicht über die Lichtenauer Straße, sondern über die Rückseite des Grundstücks erfolgen. Außerdem, und das hat der Projektentwickler bereits im Fokus, sollte die Mauer verschwinden und sich das Grundstück zur Straße hin öffnen.
Wann ist mit einem Baustart zu rechnen? Noch ist das nicht genau zu sagen. Zunächst muss es eine Baugenehmigung geben. Und wenn danach alle Verträge unterschrieben sind, wird voraussichtlich sechs bis zwölf Monate später mit dem Bauen begonnen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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