Filmreihe "Irrsinnig menschlich" hilft beim Umgang mit seelischen Krisen
Neu-Hohenschönhausen.Eine Trennung oder der Tod können das Leben aus dem Takt bringen. Ab dem 15. Februar widmet sich die Filmreihe "Irrsinnig menschlich" den seelischen Erkrankungen. Bis November dieses Jahres gibt es einmal monatlich eine Vorstellung mit anschließender Diskussion im Kino "Cinemotion".
Manchmal, das weiß der Psychiater Albert Diefenbacher, macht Menschen ihr Leid sprachlos. "Filme helfen den Betroffenen und Angehörigen ihr Erleben in Worte zu fassen und Bilder dafür zu finden", sagt der Chefarzt der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH). Filme können aufzeigen, was eine Depression in einer Familie auslöst. Oder wie der Ausweg aus der Alkoholsucht aussehen kann.
In der Filmreihe "Irrsinnig menschlich" werden die seelischen Krisen zum cineastischen Inhalt: Hier werden aktuelle Filme gezeigt, die danach mit einer Expertenrunde Diskussionsstoff liefern. Los geht es am 15. Februar um 17.30 Uhr mit dem Dokumentarfilm "Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag" aus dem Jahr 2016. Darin begleiten die Filmemacher Axel Schmidt und Michela Kirst an Depression erkrankte Frauen und ihre Familien. Anschließend laden Experten, darunter Albert Diefenbacher, zum Gespräch.
Zum zehnten Mal findet diese Filmreihe bereits statt. Diefenbacher war schon oft Teil der Expertenrunde und war zu Beginn der Reihe selbst vom Erfolg überrascht. "Der Kinosaal ist mit bis zu 180 Menschen gefüllt. Manchmal erzählen im Anschluss Betroffene oder es berichten Angehörige", berichtet der Professor. "Ich finde diesen Austausch wichtig. Denn so können andere Menschen erfahren: Ich bin nicht alleine, anderen geht es ähnlich." Vielfach geben die Filme Einblick in die Weltsicht eines Erkrankten, die sich Außenstehende sonst verschließt. "Die selektive Wahrnehmung eines Autisten kann so verständlicher gemacht werden, aber auch andere Phänomene", sagt er. Was erlebt ein Mensch, der an Schizophrenie erkrankt ist? Die überraschende Antwort des Arztes: Jeder habe schon einmal "Stimmen" gehört, die in Wahrheit gar nicht existierten. "Das Hören von Stimmen ist vergleichbar mit einem Ohrwurm, wenn etwa eine besonders eingängige Melodie sich immer wieder aufdrängt." Pathologisch wird es allerdings, wenn die Stimmen dem Menschen Angst machen.
Meistens ist es weniger eine Veranlagung, denn eine extreme Lebenskrise, die zu einer seelischen Erkrankung führt. "Von Partnerschaftskonflikten über den Tod eines geliebten Menschen bis hin zum Übergang in die Rente: Erst wenn das Alltagsleben des Menschen durch diese Krise über einen langen Zeitraum beeinträchtigt ist, sprechen wir von einer seelischen Erkrankung", erklärt Diefenbacher.
Bei den weiteren Veranstaltungsterminen geht es unter anderen um das Leben mit Behinderung, wie etwa am 15. März mit dem Film "In meinem Kopf ein Universum" oder um sexuelle Identität: Am 19. April ist der Film "The Danish Girl" zu sehen. Die Filmreihe endet am 15. November. Beginn im Kino "Cinemotion", Wartenberger Straße 174, ist jeweils um 17.30 Uhr. Der Eintritt kostet 4,50 Euro. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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