Ein Park für jede Jahreszeit
Ausflug in die Geschichte des Obersees und der Grünanlage drum herum

Blickfang an der östlichen See-Seite: Die Skulptur "Elegie" blickt auf die malerische Kulisse des Oberseeparks. | Foto: B. Müller
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  • Blickfang an der östlichen See-Seite: Die Skulptur "Elegie" blickt auf die malerische Kulisse des Oberseeparks.
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An heißen Sommertagen bietet er schattige Plätze und Erholung pur. Wenn der Oktober das Laub der Bäume in Kupfertöne taucht, lohnt sich ein ausgiebiger Herbstspaziergang. Und bei Dauerfrost lassen sich dort Kufensportler bewundern, die über das Eis flitzen: Der Oberseepark verdient zu jeder Jahreszeit einen Besuch.

Er hat sogar eine interessante Geschichte. Wie der Park wurde auch der Obersee mittendrin einst künstlich angelegt. Noch vor rund 150 Jahren gab es im Gebiet nordwestlich der heutigen Konrad-Wolf-Straße zwar unzählige Tümpel und Teiche, um die Wende zum 20. Jahrhundert waren die meisten dieser Kleingewässer aber verschwunden. Der Obersee entstand 1895 aus einer Senke, in der die Lindenwerder Lake und der Erftpfuhl zu versanden drohten. Um für die nahe gelegene Löwenbrauerei Brauchwasser zu speichern, wurde die Senke bis oben aufgefüllt. Auch der Wasserturm aus dem Jahr 1900 diente zunächst dem Zweck, den Wasserbedarf für die Bierproduktion und Lagerung zu decken. Obersee und auch der benachbarte Orankesee erhielten also um die Jahrhundertwende ihre heutige Form, sie prägten fortan mit den neu entstandenen Villen drum herum die Gegend. Der Obersee verdankt seinen Namen der Tatsache, dass er ein wenig höher liegt, als sein Kollege im Westen.

Denkmal für die Kriegsopfer

Die gut betuchten Bewohner der „Obersee-Landhaus-Kolonie“ wünschten sich nun bald ein eigenes „Naherholungsgebiet“. Also erwarb die Gemeinde 1911 das 2,4 Hektar große Gelände am Südufer des Obersees, 1913 begann die Anlage eines Parks. Gartenarchitekt Otto Werner gestaltete das neue Kleinod – mit den für jene Zeit typischen Elementen: einem Eingangsbereich, Aussichtspunkten, Uferpromenade und engmaschigem Wegenetz. Besondere Attraktion war eine Insel samt Teehäuschen. Kleine Gondeln schipperten die Flaneure hin und her. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Arbeiten am Oberseepark, erst danach schuf Otto Kuhlmann im südöstlichen Bereich einen Ehrenhain mit Pavillon und Denkmal für die Kriegsopfer.

Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ massive Spuren, bis Ende der 1950er-Jahre hatten zudem die sowjetischen Militärs ihre Daumen auf der Anlage. Der Park zählte zu einem Sperrgebiet, weil sich in einigen Villen der Nachbarschaft hochrangige Besatzer eingerichtet hatten. Nach ihrem Auszug war die Gegend wieder öffentlich zugänglich. Anfang der 1960er-Jahre erhielt der Oberseepark nach Plänen von Editha Bendig und Oskar Köster ein neues Antlitz: Ein Spielplatz ersetzte den zerstörten Ehrenhain, Promenaden entstanden, diverse Abschnitte wurden frisch bepflanzt und der Rosengarten am Wasserturm angelegt. Beton verstärkte die vorhandene Uferbefestigung.

Sanierung nach der Wende

In den 1970er-Jahren ließ die Bezirksverwaltung Skulpturen im Park aufstellen: die Kunststeinfigur „Die Sonnenanbeterin“ des Bildhauers Eberhard Bachmann und die Bronzeplastik „Sommer“ von Siegfried Krepp. Der See selbst musste in den Folgejahren einige Male von Schlamm befreit werden, 1989 bekam er eine Belüftung. Nach der Wende begann eine Sanierung des gesamten Parks, der heute rund fünf Hektar misst. 2013 verschwand die „Sommer“-Skulptur, die bis dahin den Zugang nahe der Gertrudstraße geziert hatte. Der Förderverein Obersee & Orankesee sorgte für Ersatz und enthüllte im April 2015 auf dem zuvor leeren Sockel eine neues Schmuckstück: die „Elegie“, geschaffen von der weißrussischen Künstlerin Evgenia Usimova. Seitdem blickt die übergroße Dame mit geneigtem Kopf und leicht melancholischen Ausdruck auf die malerische Seekulisse.

Vor zwei Jahren ließ das Lichtenberger Grünflächenamt eine neue Filteranlage für den Obersee installieren, die das Gewässer renaturieren und die Wasserqualität verbessern soll. Schwimmen empfiehlt sich in der aufgefüllten Senke trotzdem nicht, der benachbarte Orankesee mit seinem Freibad ist dafür deutlich besser geeignet. Naturfreunde kommen im Oberseepark aber bestimmt auf ihre Kosten. Der Verkehrslärm ist fern, Schwäne und Enten tummeln sich auf dem See, der sich komplett umrunden lässt. Eine Platanenallee säumt die Waldowstraße, im Park wachsen viele alte Roteichen, Ahornbäume und Hängeweiden. Besonderer Blickfang am westlichen Ufer ist eine bizarr geformte Weide, die ihre Zweige ins Wasser tunkt. Wenn es im Winter ein paar Tage frostig bleibt, dient der Obersee als Trainingsort für Schlittschuläufer und Eishockey-Spieler.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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