Die Klinke des Hauses Lemke wird in Venedig gezeigt
"Es kommt gar nicht so selten vor, dass Architekturstudenten auch gerne mal die Türklinken zärtlich in ihre Hand nehmen", sagt Kai Thiede. Der Mitarbeiter im Mies van der Rohe Haus ist darüber gar nicht verwundert, wenn Besucher für einen kurzen Moment diesem kleinen Detail mehr Aufmerksamkeit schenken, als der Kunst im Hause. 1932 entwarf der Architekt Ludwig Mies van der Rohe für den Druckereibesitzer Klaus Lemke die Räumlichkeiten des L-förmigen Landhauses am Obersee. Heute wird das Haus als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst genutzt, die sich mit ästhetischen Leitlinien der Arbeit Ludwig Mies van der Rohes auseinandersetzt. Dessen Prinzip war stets "Weniger ist mehr".
So sind nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch die Klinken im Haus Lemke diesem einfachen Prinzip unterworfen: An ihnen findet man keine Schnörkel, sondern schlichte Geradlinigkeit. Sie sind sogar so stilprägend für die Architekturgeschichte, dass sie der Kurator und Architekt Rem Koolhaas für die diesjährige Architektur Biennale in Venedig als Ausstellungsobjekt auserkor.
Im Rahmen der "Door Handle Biennale" versammelte Koolhaas die stilprägendsten Klinken der vergangenen 300 Jahre, zu denen auch der Türdrücker aus dem Haus Lemke zählt. So wurde die einzige noch erhaltene Original-Klinke vom Mies van der Rohe Haus derzeit nach Venedig entliehen. Dort ist sie mit vielen anderen prominenten Beispielen aus der Architektur noch bis zum 23. November zu sehen.
Im Mies van der Rohe Haus gibt es zahlreiche Nachgüsse. "Tatsächlich ist einzig eine Klinke an der Garage erhalten geblieben", sagt Kai Thiede.
Die Legierung aus Neusilber verleiht der Klinke nicht nur ein edles Aussehen, sondern auch eine besondere Haptik. "Noch mehr von Bedeutung ist jedoch die sogenannte Zeigefingerkuhle, die einem ganz praktischen Aspekt folgt: die Klinke liegt durch die Kuhle besonders bequem in der Hand", erklärt Kai Thiede.
Aktuell ist im Mies van der Rohe Haus die Ausstellung "Innen und gegenüber" des Künstlers Gerold Miller zu sehen. Der Bildhauer entwickelte für die Räume des Hauses einzigartige Wandinstallationen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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