Hassbotschaften einfach übermalt
Doppelausstellung der Aktivistin Irmela Mensah-Schramm

Irmela Mensah-Schramm zeigt im Bürgertreff derzeit ihre Doppelausstellung „Hass vernichtet“ und „Überzeichnet – den Nazis entschieden entgegengemalt“. | Foto:  Bernd Wähner
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Eine Doppelausstellung, mit der die Menschenrechtsaktivistin und Künstlerin Irmela Mensah-Schramm einen Einblick in ihr Wirken gibt, ist bis zum 12. November im Bürgertreff „Gemeinsam im Kiez leben“ zu besichtigen.

Nachdem im Bürgertreff an der Schöneicher Straße 10a bereits seit Juli ihre Ausstellung „Hass vernichtet“ zu sehen ist, zeigt Irmela Mensah-Schramm nun auch „Überzeichnet – den Nazis entschieden entgegengemalt“. Die 77-Jährige ist bundesweit dafür bekannt, dass sie rassistische und antisemitische Aufkleber und Graffiti in ganz Deutschland entfernt, übermalt oder überklebt. Die erste rechtsextreme Propaganda entfernte sie 1986. Und sie blieb dabei, seit nunmehr 37 Jahren. Seit 1991 dokumentiert sie die unentgeltliche Tätigkeit, fotografiert Aufkleber und Schriftzüge vor und nach dem Übermalen oder Überkleben. Die Nachweise der von ihr entfernten rechtsextremen Propaganda umfassen inzwischen über 125 Ordner.

Doch nicht immer wird verstanden, warum sie das tun. Immer wieder bekommt sie auch juristische Probleme. Die letzten beiden Anzeigen erhielt Irmela Mensah-Schramm, weil sie im Land Brandenburg aktiv war. Unter anderem hatte sie ein Nazisymbol übersprüht, erzählt sie. „Da sagte doch der Polizist, der die Anzeige aufnahm zu mir: ,Durch Sie sieht man die Sachbeschädigung jetzt erst richtig!' Unglaublich. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern.“

Immer wieder wird sie in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen zu Workshops eingeladen. Über 100 Workshops hat sie inzwischen absolviert – mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen. Es gab Klassen in AfD-Hochburgen, in denen die Schüler mit Desinteresse dem Workshop begegneten . „Aber ich habe auch einen großen Stapel mit Briefe von Schülern, die sich bei mit bedanken, weil sie jetzt mit geschärftem Blick durch ihre Stadt gehen“, berichtet die Künstlerin.

Im November 1995 eröffnete Irmela Mensah-Schramm ihre erste Ausstellung mit Fotos von Hassbotschaften. Und bisher hat sie ihr Ausstellungsprojekt über 515-mal im In- und Ausland gezeigt. In Workshops mit Kindern und Jugendlichen entstehen aber auch ganz andere Bilder. Die Hassbotschaften auf Schwarz-weiß-Abzügen werden mit den jungen Teilnehmern mit bunten Farben zu freundlichen Botschaften übermalt. Solch ein Workshop fand jetzt auch in Alt-Hohenschönhausen statt und die Ergebnisse sind in der Ausstellung zu sehen.

Die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch (Die Linke) sagte zur Eröffnung: „Ich kenne Irmela Mensah-Schramm schon lange und bewundere ihre Arbeit. Sie geht mit ihrem Beutel, gefüllt mit Sprühdose, Nagellackentferner und anderem einfach los und entfernt die Hassbotschaften. Das ist beeindruckend.“

Die Ausstellung im Flur des Bürgertreffs „Gemeinsam im Kiez leben“ ist Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr sowie in den Zeiten zu besuchen, wenn Kurse laufen.

Mehr zur Künstlerin ist auf www.hass-vernichtet.de zu erfahren.

Irmela Mensah-Schramm zeigt im Bürgertreff derzeit ihre Doppelausstellung „Hass vernichtet“ und „Überzeichnet – den Nazis entschieden entgegengemalt“. | Foto:  Bernd Wähner
Irmela Mensah-Schramm zeigt im Bürgertreff derzeit ihre Doppelausstellung „Hass vernichtet“ und „Überzeichnet – den Nazis entschieden entgegengemalt“. Zur Eröffnung würdige die Bundestagsangeordnete Gesine Lötzsch das Engagement der mutigen 77-jährigen. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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