Langjähriger Leiter muss gehen
Stiftungsrat der Gedenkstätte entlässt Direktor Hubertus Knabe

Der langjährige Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, muss seinen Posten räumen. Damit zieht der Stiftungsrat Konsequenzen – nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung gegen den stellvertretenden Leiter, Helmuth Frauendorfer.

Es war wohl eine der letzten Amtshandlungen in seiner Funktion als Leiter der Gedenkstätte: Noch am 24. September hatte Hubertus Knabe entschieden, seinen Stellvertreter Helmuth Frauendorfer „mit sofortiger Wirkung zu beurlauben“. Nur einen Tag später beschloss der Stiftungsrat der Gedenkstätte in einer Sondersitzung, dass nicht nur der Vize, sondern auch der Direktor selbst den Hut nehmen muss. „Der Stiftungsrat hat kein Vertrauen, dass Herr Dr. Knabe den dringend notwendigen Kulturwandel in der Stiftung einleiten wird, geschweige denn einen solchen glaubhaft vertreten kann“, teilte die Stiftung im Anschluss mit.

Hintergrund: In einem Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) hatten mehrere Mitarbeiterinnen, die in den vergangenen sieben Jahren in der Gedenkstätte beschäftigt waren, über sexistisches Verhalten in der Leitungsebene geklagt. Vorwürfe sexueller Belästigung richteten sie konkret gegen Helmuth Frauendorfer. Das von den Absenderinnen nicht namentlich unterzeichnete Schreiben datiert vom 8. Juni dieses Jahres.

Hubertus Knabe hatte noch kurz vor seiner Freistellung in einer Pressemitteilung betont, die Gedenkstätte habe erst am 17. September durch eine Anfrage des Rundfunksenders Berlin-Brandenburg (rbb) erfahren, worüber sich die Mitarbeiterinnen genau beschwert hätten. Er bedaure sehr, dass sich die Frauen weder an den Personalrat noch an die Leitung der Gedenkstätte gewandt hätten. Bereits im April habe er Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet, als er von den anonymen Beschwerden gehört habe. Das Ermittlungsverfahren sei jedoch im August eingestellt worden, da laut Staatsanwaltschaft der für eine Anklageerhebung erforderliche, hinreichende Tatverdacht nicht gegeben war.

Bis zur Berufung einer vorläufigen oder neuen Leitung wird Marianne Birthler, langjährige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, als Beraterin und Vertrauensperson für die Mitarbeiter eingesetzt. Die Gedenkstätte in der Genslerstraße 66 ging aus der zentralen Untersuchungsanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit hervor. Seit 2000 ist sie eine selbstständige Stiftung öffentlichen Rechts. Die Einrichtung wird von Bund und Land finanziert.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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