Wertvolle Bilder aus München eingetroffen
Tochter von Bauhauskünstler Rudolf Ortner schenkte dem Förderverein des Schlosses 34 Gemälde ihres Vaters
Über eine ganz besondere Schenkung freut sich der Förderverein Schloss Hohenschönhausen.
Die Kuratorin Monika Ortner-Bach überließ dem Verein 34 Gemälde aus dem Nachlass ihres Vaters, des Bauhauskünstlers Rudolf Ortner (1912-1997). Die Bilder holten Vereinsmitglieder jetzt aus München nach Hohenschönhausen. Im Beisein von Kulturstadträtin Catrin Gocksch (CDU) packten Rüdiger Schwarz und Andreas Gogolin von Vorstand die ersten Bilder aus, um sie in Augenschein zu nehmen.
Die Schenkung ist einer Reihe glücklicher Umstände zu verdanken. Zum 100-jährigen Bauhausjubiläum 2019 zeigte der Förderverein im Bürgerschloss an der Hauptstraße die Ausstellung „Thomas P. Kausel – Die Kraft der reinen ungemischten Farbe“. Kausel wurde 1937 in Berlin geboren und ist ein international beachteter Maler. Als junger Mann lernte er Rudolf Ortner kennen. Unter anderem kaufte dieser Werke von ihm. Kausel orientiert sich mit seiner Kunst am Bauhaus. So entstand diese Künstlerfreundschaft.
Architekt des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions
Zur Eröffnung der Ausstellung kam auch Rudolf Ortners Tochter Monika Ortner-Bach. So lernte sie den Förderverein und dessen kulturelles Engagement, unter anderem zum Bauhaus kennen. Weil sie der Meinung ist, dass die Bilder aus der letzten Schaffensperiode ihres Vaters dort bestens aufgehoben sind, schenkte sie dem Verein die noch original verpackten Werke.
Rudolf Ortner studierte 1932-33 am Bauhaus in Dessau und Berlin. Er war unter anderem Schüler von Ludwig Mies van der Rohe und Wassily Kandinsky. Nach der von den Nazis erzwungenen Selbstauflösung des Bauhauses studierte er bis 1936 an der Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst in Weimar Architektur sowie Malerei und Bühnenbildnerei. Nach dem Studium arbeitete er als freischaffender Architekt, ehe er 1939 einberufen wurde und Soldat im Zweiten Weltkrieg war. Ab 1946 arbeitete er zunächst an der Hochschule in Weimar, später an der Ingenieurschule in Gotha, bis er nach München umsiedelte. Als Architekt bekannt wurde Rudolf Ortner vor allem mit seinen Sportbauen. Unter anderem war er der Architekt des Stadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Nach 1977 bis zu seinem Tode widmete sich Ortner dann ausschließlich der Malerei und der Fotografie.
Doch welche Verbindungen gibt es zwischen dem Bauhaus und Hohenschönhausen? „Da lassen sich einige ziehen“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Rüdiger Schwarz. So war zum Beispiel die Großmutter von Bauhaus-Gründer Walter Gropius mal Besitzerin von Schloss Hohenschönhausen. „Es ist davon auszugehen, dass Gropius als Bub hier im Garten gespielt hat“, so Schwarz. Außerdem werde angenommen, dass Ortner als Schüler von Mies van der Rohe an der Villa Lemke an der Oberseestraße mitgearbeitet hat.
Ausstellung im Rathaus angedacht
Schloss Hohenschönhausen ist auf absehbare Zeit aufgrund der Grundsanierung eine große Baustelle. Wo können also die Bilder gezeigt werden? Unter anderem, um mit dem Bezirksamt darüber ins Gespräch zu kommen, wurde Kulturstadträtin Catrin Gocksch zum Auspacken eingeladen. „Wir haben mit dem Förderverein Schloss Hohenschönhausen immer gut zusammengearbeitet. Er bereichert das kulturelle Leben im Bezirk“, sagt die Stadträten. Angedacht ist nun, dass die Kunstwerke von Rudolf Ortner in der Galerie des Rathauses Lichtenberg präsentiert werden. Näheres ist allerdings noch abzustimmen.
Im Oktober wird der Förderverein zunächst aber sein 25. Gründungsjubiläum feiern. Auf der Festveranstaltung werden einige Ortner-Bilder präsentiert. Als Gast hat sich auch Monika Ortner-Bach angekündigt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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