Mit den Schmuckdosen fing es an
Familie Borchert hat ein kleines Underberg-Museum in der Küche
Die Küche des Ehepaares Borchert ist ein kleines Underberg-Museum. In Regalen stehen Schmuckdosen des Magenbitter-Herstellers. An den Wänden hängen Reklameschilder. Bücher, Gläser, seltene Flaschen und seltene Original-Dokumente aus weit zurückliegender Zeit komplettieren die Sammlung. Und wenn Gäste kommen, liegt auf dem Küchentisch sogar eine Underberg-Decke und es gibt Underberg-Geschirr.
„Vor 15 Jahren kaufte ich mal eine Schmuckdose von Underberg“, berichtet Karsten Borchert. „Die war toll gestaltet und gefiel mir sehr gut. Als ich im Internet nachschaute, ob es mehr davon gibt, sah ich, dass jedes Jahr eine herauskommt, schon seit 1986. Also fing ich an, die zu sammeln.“
Zum Sammeln sei er, Jahrgang 1955, eigentlich erzogen worden, sagt Borchert. „Ich bin DDR-sozialisiert. In der Schule waren wir aufgefordert, Altglas und Altpapier zu sammeln. Dafür gab es nicht nur ein bisschen Geld, sondern auch Stammbuchbilder, die man sammeln konnte.“ Später begann er mit Briefmarken. Das sei sogar von der Schule gefördert worden. Man befasste sich ja mit dem, was auf den Marken abgebildet war. „Dadurch hat man sein Wissen erweitert“, erklärt Borchert.
Im Laufe der Jahre folgten Zigarettenschachtelbilder, die ihren Platz in Alben fanden, sowie Taschenmesser von einem französischen Hersteller. Als Stahlbauschlosser war Karsten Borchert später im Ausland unterwegs. Da begann er, Münzen aus aller Herren Länder zu sammeln. Auch in der Regel ungewöhnliche Modelle von Fotoapparaten finden sich im Wohnzimmer.
Besonders intensiv und mit wachsendem Erfolg sammelt der 68-Jährige aber inzwischen alles, was er von der Firma Underberg erhalten kann. Die wurde 1846 von Hubert Underberg I. und seiner Frau Katharina Albrecht am Tag ihrer Hochzeit gegründet und befindet sich noch heute in Familienbesitz. Das Rezept, das Hubert Underberg seinerzeit aus Kräutern für den Magenbitter entwickelte, die aus unterschiedlichen Ländern kamen, ist bis heute Familiengeheimnis.
Von den Schmuckdosen fasziniert, befasste sich Karsten Borchert intensiver mit der Geschichte der inzwischen verzweigten Familie Underberg. Dabei stieß er auch auf kuriose Fakten. So wanderte ein Familienmitglied zum Beispiel nach Brasilien aus. Dort wird der Magenbitter heute in 920-ml-Flaschen als „Brasilberg“ verkauft. Solch eine gefüllte Flasche hat der Sammler natürlich auch in seiner „Museums-Küche“. Auch ungewöhnlich: Irgendwann versuchte man bei Underberg, ein spezielles Produkt für Frauen zu entwickeln, den „Greenberg“. Doch der lief nicht so gut und wurde wieder eingestellt, berichtet Karsten Borchert. „Aber das damalige Reklameschild habe ich natürlich.“
Weitere Besonderheiten sind eine Underberg-Eintrittskarte von der Weltausstellung 1876 in Amerika, eine Originalrechnung von 1936 oder auch eine Flasche, die vor 1939 abgefüllt wurde. „Vor 1939 wurde der Kräuterbitter noch in großen Flaschen abgefüllt. Dann musste die Produktion aber eingestellt werden, weil die Firma wegen des Zweiten Weltkriegs nicht mehr an die nötigen Rohstoffe aus dem Ausland herankam“, berichtet Karsten Borchert. „Erst 1949 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden.“ Von Emil Underberg I. wurde die 20-ml-Portionsflasche entworfen, die man heute noch kennt. Ziel war es, den Absatz anzukurbeln.
Karsten Borcherts Sammlung wächst weiter. Dabei weiß er Ehefrau Regine an seiner Seite, die ebenfalls Fan ist. Erweitert wird die Sammlung nicht nur durch Entdeckungen neuer Stücke bei Internetrecherchen oder auf dem Trödelmarkt am Ostbahnhof. „Es kommt schließlich auch jedes Jahr eine neue Schmuckdose heraus“, sagt Karsten Borchert.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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